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Nordgriechenlands. Dann suchte er sich zum Herrn von ganz Griechenland zu
machen. Es war ihm daher sehr willkommen, als er von der Stadt Theben, die
mit einem benachbarten Gebirgsvolke im Kriege lag, zu Hilfe gerufen wurde. Bald
setzte er sich in Mittelgriechenland fest und verschaffte sich durch List und Be¬
stechung Anhänger unter den Grie¬
chen. „Keine Mauer ist so hoch, daß
nicht ein mit Gold beladener Esel
hinüberkommen kann," pflegte er zu
sagen.
2. Demosthenes. Da trat ihm
in Athen ein Mann entgegen mit
Namen Demosthenes. Dieser suchte
die Athener durch feurige Beredsam¬
keit zu begeistern, die Retter der
hellenischen Freiheit zu werden. Schon
früh hatte er sich der Redekunst ge¬
widmet. Aber anfangs stellten sich
ihm große Hindernisse entgegen; denn
er hatte eine schwache Stimme uud einen furzen Atem. Auch konnte er das r nicht
deutlich aussprechen. Als er das erstemal öffentlich auftrat, wurde er vom Volke
verlacht uud ausgepfiffen. Doch er ließ sich nicht entmutigen. Um feine Stimme
zu stärken, ging er oft ans Ufer des Meeres, wo die Brandung am stärksten
brauste, und suchte das Tosen der Wellen durch seine Stimme zu überbieten. Auch
nahm er Kieselsteine in den Mund und mühte sich ab, trotzdem deutlich zu reden.
Um einen langem Atem zu bekommen, schritt er steile Berge hinan und hielt dabei
mit lauter Stimme Reden. Auch im Mienen- und Gebärdenspiel übte er sich.
Damit er dabei ungestört sein könne, bezog er ein unterirdisches Gemach, stellte sich
vor einen Spiegel und beobachtete genau seine Bewegungen beim Sprechen. Monate
lang hielt er hier aus. Um sich zu zwingen, längere Zeit nicht auszugehen, ließ
er sich aus der einen Seite den Kopf kahl scheren. Bald hatte er es dahingebracht,
daß er von niemand in der Redekunst übertroffen wurde. — Als er die Gefahr
erkannte, die den Griechen von Philipp her drohte, warnte er immer lauter und
dringlicher in feinen „philippischen Reden" vor dem fremden Könige und forderte
die durch Genußleben erschlafften Athener auf, sich zu ermannen. Es gelang ihm
auch, endlich ein Bündnis zwischen Athen, Theben und andern Staaten gegen
Philipp zu stände zu bringen. Aber es war zu spät.
3. Chäronea. 338 v. Chr. kam es zur Schlacht bei Chäronea, in der
auch Demosthenes tapfer mitkämpfte. Philipp siegte mit Hilfe der neuen Phalanx
und fchlug die Verbündeten vollständig. Er hatte aber noch den weitern Plan,
im Bunde mit den Griechen das gewaltige Perserreich zu vernichten. Deshalb
schonte er die Besiegten und ließ ihnen zum Scheine ihre Freiheit. Dafür mußten
sie ihn zum Oberauführer gegen die Perser wählen. Aber noch ehe er den Krieg
begann, wurde er von einem seiner Leibwächter meuchlings erstochen. (336 v. Chr.)
20. Alexander der Große. 333 v. Chr.
a. Jugend. Diogenes.
1. Jugend. König Philipp hinterließ einen Sohn mit Namen Alexander.
Dieser las nichts lieber als die Kämpfe der Helden vor Troja. Solch ein Held
Macedonische Phalanx.