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machen und ihnen alle andre Nationen unterwerfen
(dies war es, was sie vorzüglich von einem Messias
erwarteten). 2) Der Jude hat schon vermöge seiner
Geburt, als Abkömmling von Abraham, Anspruch
aus Gottes Liebe, und wenn er nur die Gesehe Mo,
siS und die äusser» Gebräuche des jüdischen Gottesdien,
sieS beobachtet, so kann ihm die ewige Seligkeit nicht
fehlen.
Diesen Vorurtheilen entgegen lehrte nun Jesus,
Gott sei der liebreiche Vater aller Menschen; dteJu,
den haben als Juden (als Abkömmlinge Abrahams
und als strenge Beobachter des äusser» jüdischen Got,
teödienstes) gar keine Vorzüge vor den Heiden; nur
Besserung des Herzens, reine Liebe gegen Gott und
gegen Menschen, die sich durch die That beweise, kön,
ne uns Gott angenehm und der ewigen Seligkeit wür,
big machen; Gott müsse, da er ein Geist sei, auch
im Geist und in der Wahrheit, d. i. durch reine Ge,
sinnungen und Handlungen verehrt werden, Opfer
und dergleichen leere Gebrauche seien ganz entbehrlich;
er, Jesus, sei der von Gott verhe'ßne und gesandte
Messias, der Erlöser nicht nur des jüdischen Volks,
sondern auch der ganzen Welt (aller übrigen Men,
schen); seine Erlösung bestehe aber nicht in einer Be,
freiung der Juden von der Herrschaft der Römer, und
er sei nicht gesandt, um ein neues weltliches Reich zu
errichten; das Reich, das er gründen und ausbreiten
wolle, sei das Reich der Wahrheit und Tugend.
Solche Lehren verkündigte, er öffentlich überall,
wo er hinkam, und da die Gemüther durch Johannes
schon darauf vorbereitet waren, so fand er, tnsonder,
heit