Full text: Das Lesebuch für Schul- und Hausunterricht

Hinter ihm kam das Brautpaar, dann der Zaar Peter, 
in Begleitung der Großen seines Reichs und HofeS, und 
dann 72 Zwerge, mcisteutheils aus Rußland gebürtig, 
und zum Theil an 200 Meilen weit zu dieser Festlichkeit 
herbeigeholt. — Bei der Trauung wurde die Braut ge¬ 
fragt, ob sie ihren Bräutigam haben wolle, und sich mit 
keinem andern etwa versprochen habe? — „Das wäre 
wohl artig!» antwortete sie. Der Zaar hielt selbst, nach 
russischer Sitte, den Kranz über den Kopf der Braut. 
Jtn Palast de- Fürsten Menzikosö wurde der Hoch» 
zeitschmauS gegeben, bei welchem alle Zwerge deutsch 
gekleidet waren. Bräutigam und Braut saßen Jedes an 
einem besondern Tische, über welchem ein Thronhimmel 
angebracht war. Unter dem seidenen Thronhimmel de- 
Bräutigams hing ein geflochtener korbeerkranz, und 
unter dem der Braut 5> Lorbccrkronen für sie und ihre 
beiden Brautjungfern, die ebenfalls Zwerginnen waren. 
Ein Zwergmarschall mit L kleinen Untermarschällen ging 
zur Bewirthung der Gesellschaft geschäftig umher, eine 
Kokarde von Spitzen und Bändern am Arm, als Amts¬ 
zeichen, und cs fehlte an nicht». Die kleinen Personen 
allzumal waren so lustig und lärmig, als gehörte ihnen 
das Zimmer allein, obwohl der Kaiser mit seinen Großen 
und mit den Gesandten des Auslandes längs der 4 Wände 
de- Zimmers an schmalen Tafeln saßen, die jedoch alle 
ihre Freude am fröhlichen Wesen der Zwerge hatten und 
darüber lachten, zumal beim Tauz derselben, der bts 
11 Uhr dauerte, und um so possirlicher war, da sich unter
	        
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