Full text: Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen

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Ich will euch von den Eisenbahnen, welche als die 
wichtigste Erfindung der neuesten Zeit angesehen wer¬ 
den müssen, in Kürze Einiges erzählen. Die Eisenbah¬ 
nen sind möglichst wagrechte Strassen, auf welchen 
zwei künstliche, von Schmiedeisen gefertigte Geleise oder 
Schienen fortlaufen, die in allen Punkten gleich weit von 
einander abstehen. Diese Schienen ruhen in dem Ein¬ 
schnitte eiserner Sättel; die Sättel aber sind auf Eichen¬ 
holzschwellen befestigt, die quer unter der Bahn liegen. 
Der Raum zwischen den Schienen ist so mit Kies ge¬ 
füllt, dass dieselben nur wenige Zoll hervorstehen. Bei 
der Erbauung einer solchen Eisenbahn wird der Kosten¬ 
aufwand oft sehr vermehrt, weil man den Weg, so viel 
als möglich, wagrecht herstellen muss; denn man hat 
noch kein Mittel gefunden, den Dampfwagen und den 
ganzen schweren Bahnzug bei schneller, bedeutender 
Steigung bergauf zu treiben oder ihn bergab gehörig zu 
hemmen. Bei dieser Herstellung müssen Hügel geebnet, 
Berge durchbrochen werden (dadurch entstehen Tun¬ 
nels); es müssen Vertiefungen ausgefüllt und tiefe Thä¬ 
ler mit Bogengängen, welche man Viadukte nennt, 
überbaut werden. Die Wagen, welche zur Fahrt auf 
solchen Strassen bestimmt sind, haben gusseiserne Räder 
mit einem vorspringenden Rande, durch welchen sie stets 
auf jenen Geleisen gehalten werden. Der Dampfwa¬ 
gen, auf welchem die Dampfmaschine sich befindet, fährt 
voraus. Er ist aus Eisen gebaut und ruht auf den Ach¬ 
sen von sechs Rädern. Die zwei mittleren Räder werden 
durch Dampf in Bewegung gesetzt; die vier andern rol¬ 
len von selbst mit. Die Maschine hat zwei Dampfwal¬ 
zen, welche an der Unterseite des Wagenkastens wag¬ 
recht liegen. An den Walzen sind aussen zwei beweg¬ 
liche Stangen angebracht, welche die Welle der Mittel- 
räder drehen und dadurch bewirken, dass das Ganze 
fortrollt. Soll es stille stehen, so verschliesst der Wär¬ 
ter die Röhre, durch welche der Dampf in die Dampf¬ 
walze geht. Den grössten Theil des Dampfwagens nimmt 
der Kessel ein. Sein Untertheil ist mit Wasser ange¬ 
füllt; oben füllen ihn die Dämpfe. Wenn die Dämpfe 
endlich Kraft genug haben, so gelangen sie zur Dampf¬ 
walze und treiben die Stange, welche Gelenke hat und 
mit den mittlern Rädern in Verbindung steht, hin und her, 
und versetzen dadurch die mittleren Räder in drehende 
Bewegung. Die verbrauchten Dämpfe werden in den 
Schornstein geleitet, durch den sie mit dem Rauch und 
der Flammengluth abziehen. An den Dampfwagen ist
	        
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