Object: Das Mittelalter (Theil 2)

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gleich erschien ein neuer Legat mit der Antwort, er müsse ihn durchsetzen 
bei Verlust seiner Wurde. Der Erzbischof berief seine Geistlichen zu einer 
neuen Versammlung, auf der es aber so stürmisch herging, daß Beide, der 
Erzbischof und der Legat, in Lebensgefahr geriethen. Doch Gregor blieb 
standhaft; er nahm nichts zurück und wenige Jahre nachher war die 
Ehelosigkeit bei allen Geistlichen durchgesetzt. 
Durch diese Einrichtungen gewann der Papst unendlich an Macht. 
Kein Geistlicher war fortan noch an seinen Landesherrn gebunden, keiner 
durfte wegen Weib und Kind des Staates Schutz und Hülfe suchen, keiner 
brauchte die weltlichen Herren zu fürchten. Alle waren an den Papst ge¬ 
knüpft, von dem sie Alles zu fürchten und zu hoffen hatten. So bildeten 
die Geistlichen einen großen Staat, der in allen Ländern der Christenheit 
seine Wurzeln und Zweige hatte, aber vom Papste in Rom sein Leben und 
sein Gesetz erhielt. Das Volk ehrte in den Befehlen des Papstes das 
Wort Gottes und die Fürsten wagten nicht zu widersprechen, denn der 
Papst hatte ja die Macht, die Völker ihres Eides gegen den Landesherrn 
zu entbinden, oder gar über ein ganzes Land das Interdikt zu verhängen. 
Dann verstummten alle Glocken, keine Messe ward mehr gelesen, alle 
Kirchen wurden geschlossen; kein feierliches Leichenbegängnis ward gehalten, 
keine Ehe eingesegnet. Der Zorn Gottes lastete« auf dem unglücklichen 
Lande. Mit solchen Waffen stritten die Päpste und diese Waffen waren, 
da das Volk an sie glaubte, stärker als Spieß und Schwert. 
4. Heinrich IV. gegen Gregor VII. 
Gregor nahm die Klagen der Sachsen bereitwillig auf und warnte 
den Kaiser. Allein dieser, voll Stolz über feinen Sieg, wies alle War¬ 
nungen und Ermahnungen mit Spott und Hohn zurück. Da erschienen 
plötzlich päpstliche Legaten vor ihm mit dem päpstlichen Befehl, er solle 
sich binnen 60 Tagen in Rom vor ein geistliches Gericht stellen, um 
Rechenschaft zu geben über die wider ihn erhobenen Beschuldigungen. Wo¬ 
fern er das nicht thäte, würde er an demselben Tage mit dem aposto¬ 
lischen Fluche beladen aus der Kirchengemeinfchaft ausgestoßen werden. 
Heinrich war wüthend über ein solches Ansinnen des Papstes und 
jagte dessen Gesandte mit Schimpf aus dem Lande. Sogleich berief er 
die deutschen Bischöfe nach Worms und hatte die Freude, daß diese Kirchen¬ 
versammlung für die Absetzung des Papstes stimmte. Nun meinte der 
Kaiser, aller Gefahr überhoben zu fein; hatte doch fein Vater auch mehrere 
Päpste abgesetzt. Aber er vergaß, daß er kein Heinrich III. und Gregor 
kein gewöhnlicher Papst fei. Das Absetzungsschreiben übergab er nun 
einem muthvollen Gesandten und schickte diesen nach Rom, indem er ihm 
zugleich noch einen derben Brief mitgab. Eben hatte Gregor die ange¬ 
kündigte Versammlung der Cardinäle eröffnet, als der Gesandte ankam. 
Gregor faß im päpstlichen Ornate auf einem erhabenen Stuhle, um ihn 
herum die Bischöfe und Cardinäle. Alle erwarteten, der Gesandte werde 
im Namen seines Herrn demüthig um Verzeihung bitten; aber wie groß
	        
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