Full text: [Oberstufe A = (7. u. 8. Schulj.)] (Oberstufe A = (7. u. 8. Schulj.))

Amerika. 149 
2. In ben Mittelkordilleren entwickelt sich das Gebirge zu größter 
Breite und gewaltigster Höhe. Zwei Hauptketten mit schneebedeckten Riesen- 
bergen schließen kalte, dürre, im 8. wüstenhafte Hochbecken ein, aus denen 
der Wind sein Spiel mit zahlreichen Hochgebirgsdünen treibt, wo weite Kies- 
und Geröllwüsten alles Leben verscheuchen. Das Negenwasser findet keinen 
Ausweg zum Meere, daher die vielen Seen, Salzsümpfe und Salzsteppen. Aber 
der Reichtum an Gold und Silber lockte die Menschen selbst in diese 
Bergwildnis, und so finden sich in diesen unwirtlichen Gegenden Nieder- 
lassungen wie Potosi, La Paz u. a. 
Das Hochbecken am Titicacasee erlaubt infolge größerer Feuchtig- 
keit und Wärme bereits Viehzucht und beschränkten Ackerbau. Schneebedeckte 
Berge wie der So rata und Sajama umgeben es. 
3. Die Nordkordilleren beginnen nw. vom Titicacasee, beschreiben 
einen flachen Bogen und nehmen langsam an Breite und Höhe ab; sie be- 
stehen aus drei, seltener zwei Hauptketten. Von den zahlreichen, schmalen 
Hochbecken ist das von Quito am berühmtesten. Es ist umgeben von 
Schneebergen wie dem Chimborazo (tschimborasso) und dem höchsten 
tätigen Vulkan der Erde, dem Cotopaxi. Hier oben herrscht das ganze 
Jahr Aprilwetter im schlimmsten Sinne des Wortes: morgens Sonnenschein, 
am Mittage Nebel, Regen, Schnee, Hagel und Gewitter, des Nachts rauhe 
Kälte. Halbwildes Vieh weidet auf den bräunlichgelben Grasflächen. Einige 
träge Geier, ein paar unscheinbar gefärbte Vögel vollenden eher das Bild der 
Öde, als daß sie es störten. 
Mit drei auseinanderstrebcnden Ketten enden die Kordilleren im N. 
Zeige sie! 
4. Der westliche Küsten sau in ist zwischen Santiago und Ecuador 
äußerst regenarm, weil das hier kühle Meerwasser die Regenbildung verhindert. 
Unter dem Wendekreise ist sogar eine Wüste, die von Atacama, mit ge- 
waltigen Lagern von Salpeter, die Chiles zweiter Hafen, Jquique (ikike) 
ausführt. 
An eigentümlichen Tieren und Pflanzen in den Kordilleren sind 
zu nennen das Lama, Vicuna (wikünja), das Vigognewolle liefert. Über 
den Gipfeln des Hochgebirges schwebt der riesige Kondor. In den Süd- 
kordilleren hat die Kartoffel ihre Heimat, in den östlichen Nordkordilleren 
der Chinarindenbaum. Die Kordilleren haben der Welt seit ihrer Eroberung 
durch die Spanier Silber und Gold im Wert von vielen Milliarden geliefert. 
b) Die Bevölkerung der Kordillerenländer besteht vorwiegend aus 
Indianern und Mischlingen, zum kleineren Teil aus Kreolen, den 
Nachkommen der eingewanderten, vorzugsweise spanischen Weißen. Die 
Indianer sind im Ackerbau bewandert. 
_ Auf den Hochflächen von Peru und Bolivia blühte — ähnlich wie in 
Mexiko -• eine hohe Kultur, als diese Länder von den Spaniern erobert 
wurden. Die Bevölkerung wohnte in Städten und Dörfern, hatte feste Plätze, 
Bergwerke, Kunststraßen und Brückenbauten. Sie trieb Ackerbau, wobei zur 
Bewässerung des Erdreichs große Wasserleitungen angelegt waren, und ver- 
ehrte die Sonne in prächtigen Sonnentempeln. Diese Kultur der „Inka" 
wurde ebenfalls von den Spaniern vernichtet. 
Weder die spanische Herrschaft noch die Befreiung von ihr hat den 
katholischen Ländern Segen gebracht. Tie Freistaaten leiden an Parteihader 
und Rassenhaß der Bevölkerung, au Bürgerkriegen uud nachlässigem Boden¬
	        
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