D i e Erde.
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noch so wert von dem Vaterlande entfernt seyn,
immer auf dieselbe Weise auf die Erde niederzusen¬
ken schien. Eine Scheibe konnte die Erde nun
wenigstens nicht seyn. Welche Gestalt aber hatte
sie denn nun? — Dieß entdeckte man erst, als man
die Gestirne naher und sorgfältiger zu beobachten
angefangen hatte. Unter diesen Gestirnen mußten
den Menschen die Sonne und der Mond, die ihm
beyde Licht gaben, am merkwürdigsten und wichtig¬
sten seyn. Nach ihnen theilte er früh schon die Zeit
ein; in der erwärmenden, leuchtenden Sonne er¬
kannte er überdieß die Quelle des Segens. Daher
klagte er traurend, wenn bey heiterm Himmel ein
düsterer Schatten vor den Mond, oder die Sonne
trat und den Einen, oder die Andere verhüllte. —
Nun aber sing man an zu berechnen, wo zu jeder
Tageszeit die Sonne und der Mond stehen müßten,
und dieß führte wenigstens auf die richtige Erklä¬
rung der Sonnenfinsterniß. Man sahe ein,
daß die Sonne von dem Monde verfinstert wurde,
wenn er auf seinem Lauf um die Erde zwischen
diese und die Sonne zu stehen kam. Schon vor
mehr als zwey tausend Jahren haben weise Männer
dieß gewußt und damals schon berechnet, wann
wieder eine Sonnenfinsterniß eintreten müßte. —
Erst spater entdeckte man, daß der Mond auf gleiche
Weise von der Erde verfinstert wird, wenn diese
nämlich zwischen sie und die Sonne zu stehen kommt;
und nun konnte man leicht aus dem Erdschatten,
den man im Monde sah, auf die Gestalt der Erde
schließen. Denn der Schatten richtet sich jedesmal
nach dem Körper, der ihn wirft. Anders ist der
Schatten eines Baumes, anders der eines Hauses,
anders der eines Thurmes. Ein Buch und ein. an¬
derer viereckiger Körper wirft einen Schatten, der
einem Viereck gleicht; eine Scheibe, wenn ihr sie so
haltet, wie ich diese, einen runden Schatten; sonst
aber, wenn ihr sie so haltet, gleicht die Figur, die
sie an der Wand bildet, einem düstern, breiten
Striche. Ein Körper nur wird in jedem Falle, ihr-
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