Contents: Für die dritte Bildungsstufe (Theil 3)

. „Jener ist Matthäus," so sprach Bildai, „ein Jünger, 
Der in dem vollen Schooß wollüstiger Aeltern erzogen 
Und durch sie zu dem niedern Geschäft der Reichen verwöhnt ward, 
Die, des unsterblichen Geistes uneingedenk, unersättigt, 
Nie für die Ewigkeit sammeln. Allein die mächtigern Triebe 
Seines Geistes erhuben sich bald, da er Jesum erblickte. 
Kaum winkt' ihm der Messias; er folgt' und ließ die Geschäfte, 
Die ihn bisher zu der Erde gedrückt, den Thieren zurücke. 
So entreißt sich ein Held der Könige weichlichen Töchtern, 
Ruft ihn der Tod für das Vaterland. Ins Gefilde, wo Gott steht 
Und dem Verderben, gerüstet mit Rache, die Schuldigen zuzählt, 
Rufet ihn mehr, als ewiger Ruhm, die Stimme der Unschuld. 
Dankbar wird ihn der Mund befreieter Glücklicher ehren; 
Denn sein Krieg war gerecht. Und bleibet er, mitten im Würgen, 
Da noch Mensch, so wollen wir ihn vor dem Ewigen singen." 
Seraph Siona fuhr fort: „Der dort mit dem silbernen Haupthaar, 
Jener freundliche Greis, ist Bartholomäus, mein Jünger, 
Schön sein frommes, heitres Gesicht, die heilige Tugend 
Wohnt da gern! Den Sterblichen wird die Strenge der ernsten, 
Wenn er vor ihnen sie thut, weit liebenswürdiger werden. 
Du wirst Viel' zu dem Herrn versammeln." — 
„Jener blaffe, verstummende Jüngling," so sagte jetzt Elim, 
„Ist mein auserwählter Lebbäus. So zärtlich und fühlend, 
Als die Seele des stillen Lebbäus, sind wenig erschaffen. 
Wenn der Erlöser stirbt, dann wirst du, heiliger Jüngling! 
Unter des Elends Last vergehn. Ach, stärk' ihn, Erlöser, 
Stärk' ihn alsdann, Erbarmer der Menschen, damit er nicht sterbe." 
Sella hing mit thränendem Blick und menschlichem Mitleid 
Ueber ihm, als bei den Gräbern noch einer der Jünger heraufstieg. 
„Nennet mir auch Jenen," so sagt' er, „der dort an dem Berge 
Uns sich nahet. Ihm fällt sein schwarzes, lockiges Haupthaar 
Ueber die breiten Schultern herab. Sein ernstes Gesicht ist 
Voll von männlicher Schöne. Dies Haupt, das über den Häuptern 
Aller Jünger ragt, vollendet fein männliches Ansehn. 
Aber darf ich es sagen, und irr' ich nicht, himmlische Freunde, 
Wenn ich in diesem Zug des Gesichtes Unruh' entdecke, 
Und in jenem nicht Edles genug? — 
Aber ihr schweigt, Unsterbliche! Keiner von meinen Geliebten 
Sagt mir ein Wort! Ach! warum schweigt ihr, himmlische Freunde?" 
„Ach, so muß ich denn reden," sprach Jthuriel seufzend, 
Ging mit bang gerungenen Händen dem Seraph entgegen: 
„Ach, so muß ich denn reden, mein Freund! Ein ewiges Schweigen 
Wäre für meinen Kummer und deine Beruhigung besser! 
Aber du willst es, ich red', o Seraph. Jschariot heißt er, 
Welchen du stehst. Ja, Seraph, ich wollte nicht über ihn weinen, 
Ungerührt und thränenlos und ohne Betrübniß 
Wollt' ich ihn sehn und in heiligem Zorn den Schuldigen meiden: 
Hätt' ihm Gott nicht ein Herz, das auch dem Guten erweicht ward, 
Und in der »»entheiligten Jugend Unschuld gegeben;
	        
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