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man Stücke bei Alzey am Rheine, neben Nashorn- und Mammouthsknochen, und
bewahrt sie in Darmstadt..
In England und Irland, namentlich aus der Insel Man, muß ein prachtvolles
Thier in ungeheurer Menge die Wälder bevölkert haben, der Riesenhirsch oder 'das
Irische Glenn, von dem sich oft vollständige Skelette, aufrecht stehend und, wie es scheint,
lebend in Torfmoor versunken, nicht allein dort, sondern auch in deutschen Mergel¬
lagern finden. Sein Geweih maß von einer Spitze zur andern über den Schädel
10 Fuß und wog 300 Pfd., während es bei dem jetzigen Elennthiere höchstens 40—60
Pfund schwer ist; seine Schenkelknochen sind dreimal so lang und doppelt so dick
als beim Ochsen.
Ueberbleibsel von Tapir-Arten, von Flußpferden, Nashörnern mit und ohne
Schneidezähne finden sich in außerordentlicher Menge in Deutschland am Rhein,
Neckar und der Donau, wie in ganz Nord- und Mitteleuropa, Nordasten rc.
In acht Gattungen tritt uns das größte unter den bekannten Thiergeschlechtern
der Urwelt, die Mastodonten, entgegen, besonders das Ohio-Thier, Mammouth des
Ohio von seinem Fundorte, oder der Amerikaner zum Unterschied von dem Russischen
(IVIastoäon ohiotrium s. g-iganteum) genannt. Man findet sie nicht allein am Ohio,
sondern auch am Odage-Flusse in ganzen Lagern, oft ganze Skelette in aufrechter
Stellung, als wären sie plötzlich in Schlamm versunken. Philadelphia und New-
york besitzen mehrere Eremplare dieses Riesenthieres, welches einen langen Körper,
dickere Glieder, einen dünneren Bauch, eine größere Höhe und längere Haare hat
als unser Elephant. Obwohl Rüssel und Stoßzähne denen des Elephanten glei¬
chen, so sind doch die Backenzähne wesentlich anders gebildet, fast wie die der fleisch¬
fressenden Thiere, obgleich es beim Mangel der Vorderzähne unmöglich ein Raub¬
thier sein konnte, sondern von den saftigen Theilen der großen, urweltlichen Pflan¬
zen leben mochte. Knochen eines ähnlichen Thieres hat man jedoch auch im Arno-
Thale wie in der Auvergne und selbst in der kleinen Tartarei entdeckt.
Noch häufiger kommt das Mastodon mit schmalen Zähnen (M. angusüdens) vor.
Humboldt fand in Süd-Amerika eine erstaunliche Menge, besonders auf der Verg¬
ebene von Santa Fe de Bogota, 7—9000 Fuß über der Meeresfläche, wo sie heer-
denweise gelebt haben müssen; aber auch bei Krembs in Niederösterreich fand man
400 Fuß über dem Donauspiegel fünf Skelette; auch am Rhein, am Arno, in Frank¬
reich, Ungarn, England rc. sind sie verbreitet.
Noch ähnlicher unserm jetzigen Elephanten, nur größer (15—18 Fuß) ist das
Mammouth der Russen, der Ur-Elephant (Elephas primogenitus s. juhatus, d. h.
der bemähnte). Seine Ueberbleibsel finden sich am Rhein und Neckar (bei Cann-
stadt), in Oesterreich, Sachsen, Preußen, in Frankeich, England rc., vorzüglich
aber aus den Inseln des nördlichen Eismeeres bis zum 40 Grade der Breite, und
in Amerika sogar bis zum Aeguator herunter. In Sibirien trifft man sie auf einer
Linie von 1000 Meilen, vom Don bis Kamtschatka, so häufig, daß die Stoßzähne
einen wichtigen Handelsartikel bilden und das meiste in Europa verarbeitete Elfenbein
von den dortigen Thier-Ueberbleibseln herkommt. Das äußere Ansehen dieses Thie¬
res ist bekannter als irgdnd eines der Vorwelt, weil man nicht allein Köpfe mit Haut
und Haaren, Zähne mit Fleisch, sondern einige vollständige Eremplare im Ur- und
Polareise mit Haut und Fleisch aufgefunden hat; es muß also bei ihrem Untergange
die Kälte plötzlich eingetreten sein, das Eis ihren Körper sogleich eingehüllt und so
vor Fäulniß bewahrt haben. Das merkwürdigste Skelet dieser Art befindet sich im
Petersburger Museum, hat eine Höhe von 10, eine Länge von lös Pariser Fuß
und ist noch nicht ausgewachsen, weil seine Stoßzähne nur 9 Fuß Länge haben
(sie wogen 350 Pfund, die Hirnschale allein 400 Pfund), während man in
Irkutzk rc. Zähne von 15 Fuß Länge findet. Es war im Sommer 1799, als ein