447
Aber den Austrier führt, den Jüngling, das neidische Kriegsglück
In die Fesseln des Feind's, der ihn im Kampfe bezwingt.
Mit dem Throne kauft er sich los, sein Wort muß er geben,
Für den Sieger das Schwert gegen die Freunde zu ziehn;
Aber was er in Banden gelobt, kann er frei nicht erfüllen:
Siehe, da stellt er aufs Neu willig den Banden sich dar.
Tief gerührt umhals't ihn der Feind, sie wechseln von nun an,
Wie der Freund mit dem Freund, traulich die Becher des Mahls.
Arm in Arme schlummern auf einem Lager die Fürsten,
Da noch blutige Hast grimmig die Völker zersieischt.
Gegen Friedrichs Heer muß Ludwig ziehen. Zum Wächter
Bayerns laßt er den Feind, den er bestreitet, zurück.
„Wahrlich! So ist's! Es ist wirklich so. Man hat mir's geschrieben."
Rief der Pvntifer aus, als er die Kunde vernahm.
Fr. v. Schiller.
24. Der Graf von der Habsburg.
Zu Aachen in seiner Kaiserpracht,
Im alterthümlichen Saale,
Saß König Rudolphs heil'ge Macht
Beim festlichen Königsmahle.
Die Speisen trug der Psalzgrafdes Rheins,
Es schenkte der Böhme des perlenden Weins,
Und alle die Wähler, die Sieben,
Wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt,
Umstanden geschäftig den Herrscherder Welt,
Die Würde des Amtes zu üben.
Und rings erfüllte den hohen Balkon
Das Volk in freud'gem Gedränge,
Laut mischte sich in der Posaunen Ton
Das jauchzende Rusen der Menge;
Denn geendigt nach langem verderblichen
Streit
War die kaiserlose, die schreckliche Zeit
Und ein Richter war wieder auf Erden.
Nicht blind mehr waltet der eiserne Speer,
Nicht fürchtet der Schwache, der Friedliche
mehr
Der Mächtigen Beute zu werden.
Und der Kaiser ergreift den goldncn Pokal,
Und spricht mit zufriedenen Blicken:
„Wohl glänzet das Fest, wohl pranget das
Mahl,
Mein königlich Herz zu entzücken;
Doch den Sänger vermiss' ich, den Bringer
der Lust,
Der mit süßem Klang mir bewege die Brust
Und mit göttlich erhabenen Lehren.
So hab' ich's gehalten von Jugend an,
Und was ich als Ritter gepflegt und gethan,
Nicht will ich's als Kaiser entbehren."
Und sieh ! in der Fürsten umgebenden Kreis
Trat der Sänger im langen Talare:
Ihm glänzte die Locke silberweiß,
Gebleicht von der Fülle der Jahre.
„Süßer Wohllaut schläft in der Saiten
Gold:
Der Sänger singt von der Minne Sold,
Er preiset das Höchste, das Beste,
Was das Herz sich wünscht, was der Sinn
begehrt;
Doch sage, was ist des Kaisers werth
An seinem herrlichsten Feste?"
Nicht gebieten werd'ich dem Sänger, spricht
Der Herrscher mit lächelndem Munde;
Er steht in des größeren Herren Pflicht,
Er gehorcht der gebietenden Stunde.
Wie in den Lüften der Sturmwind saust,
Man weiß nicht, von wannen er kommt und
braust, —
Wie der Quell aus verborgenen Tiefen:
*»So des Sängers Lied aus dem Innern schallt,
Und wecket der dunkeln Gefühle Gewalt,
Die im Herzen wunderbar schliefen.
Und der Sänger rasch in die Saiten fällt,
Und beginnt sie mächtig zu schlagen:
„Aufs Waidwerk hinaus ritt ein edler Held,
Den flüchtigen Gemsbock zu jagen;
Ihm folgte der Knapp' mit dem Jäger¬
geschoß.
Und als er auf seinem stattlichen Roß
In eine Au kommt geritten,
Ein Glöcklein hört er erklingen fern.
Ein Priester war's mit dem Leib des Herrn;
Voran kam der Meßner geschritten."