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Der Zerstörungs-Scenen satt, verließ Mohamed die Straßen, und begab
sich nach Con staut ins ehrwürdiger Burg; sie war öde und verlassen, die Mauern
und Gemacher ihres Schmuckes beraubt, hie und da hing noch eines alten Kaisers
Bild, das über die entweihte Wohnung zu trauern schien. Mohamed suhlte einen
geheimen Schauer; es drängte sich in das Gemüth die Vorsteñung von der Un¬
stätigkeit menschlicher Dinge, und man hörte aus seinem Munde die bedeutungsvolle
Strophe eines alten persischen Liedes: „Die Spinne hat ihr Gewebe aufgehangen
in dem kaiserlichen Palast, und der Eule Nachtgesang tönt durch die Hallen von
Afrafiab."
Aber was soll ich weiter von Mohamed sagen? — Nie wurde er des Mordens
und Raubens satt. Von den begnadigten Griechen ließ er ganze Schaaren schlach¬
ten, in wiederkehrenden Anfällen der Wuth, und die Blüthe ihrer Jugend wurde
seiner unnatürlichen Wollust Opfer. Zwei Kaiserthümer, zwölf Königreiche,
2000 Städte fielen vor seinem Schwerte, und so eben hatte er, zum Schrecken
der Christenheit, das starke Otranto erobert, und seine gierige Hand nach den
Schätzen Roms ausgestreckt, als er starb. Er hatte befohlen auf seinen Leichenstein
die denkwürdigen Worte zu setzen: „Ich war im Begriff, Rhodus und das stolze
Italien zu erobern." Sein Tod war für hundert Völker das Signal der aus¬
schweifendsten Freude, und seinen Namen hat die Geschichte mit blutigen Zügen in
ihr Buch eingetragen, damit er auf ewig mit Timur, Dschingischan und Attila die
Verwünschungen der Geschlechter theile. C. v. Rotteck.
32. Die Entdeckung von Amerika.
Es war am 3. August des Jahres 1492, als Columbus nach tausend überwunde¬
nen Schwierigkeiten mit drei kleinen Schiffen und 120 Mann die kühne Fahrt aus dem
Hafen von Palos begann. Am 9. August erreichte man die Canarischen Inseln, wo
Columbus sich drei Wochen aufhielt und dann seine Fahrt den 6. September fort¬
setzte. Kaum hatte man den 9. September die Canarischen Inseln aus den Augen
verloren, als schon einem großen Theile der Mannschaft der Muth sank und sie in
Vorwürfe gegen Columbus ausbrach. Doch gelang es ihm, sie wieder zu beruhigen.
Als aber der Wind unaufhörlich 11 Tage hindurch in ihren Rücken blies, und die
Schiffenden trotz mancher Land verkündenden Zeichen nur immer in das gränzenlose
Meer forttrieb; da schwand ihnen die Hoffnung, je wieder ihre Heimath zu sehen;
sie fingen an, ernst und finster vor sich hinzubrüten, zu murren und zu verzweifeln.
Endlich drohten sie sogar, Columbus über Bord zu werfen und nach Hause zurück
zu kehren. Aber auch jetzt stillte Columbus, von dem Gelingen seiner Unterneh¬
mung fest überzeugt, bald durch Güte und durch neue Aussichten auf die ihnen bevor¬
stehenden Vortheile, bald durch Drohungen mit der ihm verliehenen unumschränk¬
ten Gewalt, den Aufruhr. Am 7. Oktober glaubte man bei dem Aufgange der
Sonne Land wahrzunehmen; allein bald überzeugte man sich wieder, daß man durch
ein Gewölk getäuscht worden war. Darauf wurde das Murren und der Aufruhr
allgemein, indem die Angst vor dem Hungertode oder Schiffbruch Verzweiflung er¬
zeugte. Nachdem Columbus den Aufruhr weder durch gelinde, noch scharfe Mittel
zu dämpfen im Stande war und selbst in der größten Gefahr schwebte, von den
Aufrührern umgebracht zu werden, machte er ihnen den Vorschlag, daß er, wenn
binnen drei Tagen das Land sich nicht zeige, mit ihnen umkehren wolle, wodurch er
die Ruhe wieder herstellte. Glücklicherweise folgten an den beiden nächsten Tagen
solche Erscheinungen, welche auch dem Furchtsamsten Muth einflößten. Man sah
ein neu abgeschnittenes Rohr auf dem Wasser treiben, fischte ein bearbeitetes Stück
Holz nebst einem Bunde Gras auf, welches letztere erst vor Kurzem am Ufer eines