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diesen in Tropfen auffange und so die Zeit vergeude. Als er jedoch in seinem
19. Jahre zu einem Mechaniker in die Lehre trat, entwickelte sich bei ihm das me¬
chanische. Talent in merkwürdiger Weise, und als er, als Mechaniker bei der Uni¬
versität Glasgow beschäftigt, ein Newcomensches Modell repariren sollte, bemerkte
er 1763, vertraut mit dem Papinianischen Topfe, die Mangelhaftigkeit dieser Maschine,
welche Wasser von sehr großer Temperatur erforderte und einen vollständigen luft¬
leeren Raum unter dem Kolben, den aber das einfache Einspritzen von Wasser in
den Cylinder nicht erreichte, und überdies noch, weil dadurch ein Theil des Dampfes
abgekühlt wurde, eine große Menge Wärme unnütz verschwendet wurde. Tag und
Nacht sann er jetzt darüber nach, um diese Mängel zu verdrängen, und kam endlich
auf den Gedanken, den Dampf in einem besondern Gefäße (Niederschlagungs-Appa¬
rat, Kondensator) zu verdichten (also ihn besser zu benutzen, mit Ersparniß von
Brennmaterial), zugleich ließ er den Kolben des Dampfcylinders nicht mehr durch
atmosphärische Lust, sondern durch Dampf (den er abwechselnd unter und über den
Kolben eintreten ließ) niedertreiben und gewann den luftleeren Raum, welchen er
bedurfte, durch seine Condensationsweise. Ihm fehlten jedoch die Mittel, seine Er¬
findung im großen Maaßstabe auszuführen (die ersten Versuche machte er mit zwei
Arzneigläsern), bis er 3 Jahre später mit Roebuck in Verbindung trat und diesem
zwei Drittel des reinen Gewinns zusichern mußte. Es gelang. In Verbindung
mit den vielseitigen Fabrikanlagen Boultons in Soho arbeitete Watt fort und fort
an der Verbesserung der Dampfmaschinen, deren er in Menge für andere Fabriken
verfertigte, setzte sich 1800 in Ruhe und starb auf seinem Landhause bei Birming¬
ham 1819 im 83. Jahre.
Die Dampfmaschine besteht zuerst aus einem Dampferzeugungs-Apparat, d. h.
aus einem Kessel, worin beständig Wasser zum Verdampfen vorhanden sein
muß, und einem Ofen; beide müssen sehr fest gebaut sein. Der erzeugte Dampf
wird nun durch eine Röhre in den, oben und unten wohl verschlossenen Cylinder
geleitet und treibt den darin liegenden, beweglichen, fest anschließenden Kolben,
dessen Stange sich entweder gradlinig oder kreisförmig hin und her bewegt. Zu
dieser Bewegung ist ein großer Hebel (Balancier) und eine Treibstange nebst
Kurbel und W e ll b a u m erforderlich. Ein großes Schwungrad an dem Well-
baume muß die Unregelmäßigkeiten der Kurbelbewegungen ausgleichen. Sicher-
heitsklappen oder Ventile führen den überflüssigen Dampf ab, damit er die
Maschine nicht zersprenge. Soll endlich der abweichende Dampf, wie gewöhnlich,
verdichtet (condensirt) werden, so muß er nicht nur in einen eigenen Apparat (Kon¬
densator) gelangen, sondern eine Pumpe muß beständig kaltes Wasser in den¬
selben führen und eine zweite, welche wie eine Art Luftpumpe wirkt, das conden-
sirte Wasser wieder wegschaffen.
Nach und nach sind durch hinzugefügte Verbesserungen die Kräfte dieser Ma¬
schinen sehr erhöht worden. Während Savery's Maschine mittelst Verbrennung
von einem Bushel (88 Pfund) Steinkohlen 2—3 Millionen Pfund Wasser einen
Fuß hoch heben konnte, wirkte Newcomens Maschine ein Gleiches auf 8—9 Mill.
Pfund, Watts auf 20—30, Woolfs auf 50, Perkins sogar auf 100 Mill. Pfund.
Schon 1832 wurde die Kraft der damals in Thätigkeit gesetzten britischen Dampf¬
maschinen der Kraft von 300000 Pferden oder 1^—2 Mill. Menschen gleich berech¬
net. An der großen Pyramide zu Gizeh in Aegypten, welche bei einer Höhe von
465 Pariser Fuß eine Grundfläche von 650 Fuß an jeder Seite und ein Gewicht
von ungefähr 13000 Mill. Pfund hat, sollen 100000 Menschen 20 Jahre gearbeitet
haben. Mit Hülfe der Dampfmaschinen und der Aufwendung von 9600 Centnern
Steinkohlen wurden 200 Menschen in 2 Jahren damit zu Stande kommen.
Kröger. III. 0