Die Kultur des Hellenismus.
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Art Körperschaft vereinigten Gelehrten. Im Geiste seiner Vorgänger sör-
berte auch ber britte Ptolemäer mit bem Beinamen Euergetes, ber bis
221 regierte, bie wissenschaftlichen Bestrebungen. In Alexanbria lebten
unb wirkten u. a. ber Homersorscher Zenobot aus Ephesns, Eratostheues
(um 240), ber auf verschiebeueu Gebieten Rühmliches leistete unb insbe-
sonbere auf bem Gebiete ber Erbkunde den ersten Platz einnahm — er
entwarf z. B. eine Karte, bte schon bte Ansänge bes Grabnetzes enthielt
unb bte Kugelgestalt ber Erbe voraussetzte —, eublich ber Dichter unb
Literarhistoriker Kallimachus. Ähnliche Einrichtungen zu wisseuschaft-
lichen Zwecken wie in Alexanbria gab es auch in Pergamon unb Antiochia.
In ber Astronomie ist als ber bebeuteubste Hipparch aus Nicäa (um
250) zu nennen, in ber Mathematik Euklibes aus Megara unb Archi-
mebes aus Syrakus, ber sich burch bte Konstruktion genial erbachter
Maschinen bei ber Abwehr ber seine Vaterstabt belagernden Römer aus-
zeichnete unb 212 bei ber Eroberung von Syrakus erschlagen würbe.
Von Euklibes wie von Archimebes sinb Schriften auf uns gekommen.
Unter ben verschiebeueu Stubieu trat später bas der Grammatik in
bem umfafseuben Sinne unserer heutigen Philologie in ben Vorbergrunb.
Hochburgen biefer Wissenschaft waren Alexanbria unb Pergamon. In
Alexanbria staub Aristarch, ber bebeutenbe Homersorscher unb -Kritiker, mv>. die
in Pergamon ber Philosoph Krates aus Mallns (Krates Mallotes) an®Je*
ber Spitze. Seitbem herrschte zwischen beiben Schulen ein gespanntes Betätigung.
Verhältnis. Den Bemühungen biefer Gelehrten verbanken wir bte Er¬
haltung eines großen Teiles ber Geistesschätze bes klassischen Altertums.
Die Periode ber griechischen Literatur von 300—30 v. Chr. wirb allge-
mein bas alexanbrinische Zeitalter genannt. Die gelehrte Richtung
übte auch ihren Einfluß auf bte Dichtkunst aus, so baß „alexanbrinische alter der
Geschmacksrichtung" noch heute ben Grunbzug bes Gelehrten unb Stu- tiItctotu1,
bierten auf biefem Gebiete bezeichnet. Für Philosophie blieb bis in bie
spätere Zeit Athen Mittelpunkt, für Rhetorik neben Athen Rhobus.
§ 116. Die Bedeutung der griechischen bezw. heHeniftiTchen
Kultur für die spätere Zeit. So Hatte bie griechische Kultur in ber
hellenistischen Zeit bie bumeilige Welt erobert. Durch bie Römer würbe
sie bann übernommen unb aus einzelnen Gebieten weitergeführt. Durch
Vermittlung ber Römer übernahm sie bas unverbrauchte Volk ber Ger¬
manen. Im Mittelalter sanb sie einen Hort im byzantinischen Reiche,
feierte bann in ber großartigen Zeit ber Renaissance unb bes Humanismus
eine Herrliche Blüte unb burchbrang von ba an bis auf unsere Zeit bie
gesamte Kultur ber gebildeten Menschheit so sehr, baß sie einen wesentlichen
Einfluß aus bas ganze Fühlen unb Denken ber Neuzeit ausübte.
Weltgeschichte für die Oberstufe d. ©tubienanit. 1. Bd.
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