XIII. Einige großartige Bauwerke der Vorzeit. 251
Die weite Ebene von Puebla ist durch eine Kette vulkanischer Berge von dem Thäte von
Mejiko getrennt. Diese fruchtbare, jedoch baumlose Ebene ist reich an Gegenständen, die
sich auf die alte Geschichte von Mejiko beziehen; sie enthält die drei Hauptplätze der Re¬
publiken Tlascala, Hucrocingo und Cholula. Die kleine Stadt Cholula, welche Cortez
in seinen Briefen an Kaiser Karl V. mit den volkreichsten Städten Spaniens vergleicht,
zählt gegenwärtig kaum 16,000 Einwohner. Die Pyramide befindet sich östlich von der
Stadt auf der Straße, welche von Cholula nach Puebla führt. Die östliche Seite der
Pyramide hat sich ziemlich gut erhalten, und von hieraus ist unsere Ansicht entlehnt. Die
Ebene von Cholula hat dasselbe nackte Ansehen, welches Steppen, die sich mehr als 700
Fuß über den Seespiegel erheben, gewöhnlich darbieten. Im Vordergründe der Abbildung
sieht man einige Aloe- und Gummibäume, in der Ferne erhebt sich der schneebedeckte
Gipfel des 17,000 Fuß hohen Vulkans Orizaba.
Das Haus der Götter (Teocatli) hat vier Terrassen von gleicher Höhe, und seine
vier Seiten sehen nach den vier Haupthimmelsgegenden. Die Winkel haben jedoch durch
den Zahn der Zeit gelitten, so daß sich ihre ursprüngliche Richtung nicht genau bestimmen
läßt. Die Pyramide von Cholula hat eine größere Grundfläche, als alle Gebäude dieser
Art in der alten Welt. Ihre Höhe beträgt nach Humboldts Messungen nur 170 Fuß,
während eine jede Seite ihrer Basis 1400 Fuß lang ist. — Diaz del Castillo, ein gemei¬
ner Soldat im Heere des Cortez, unterhielt sich damit, die Stufen zu zählen, welche auf
die Gipfel der verschiedenen Teocatlis führten; der große Tempel von Tenochtilan hatte
deren >114, der von Tescuco 117 und die Pyramide von Cholula 120. Die Grundfläche
der letzteren ist zweimal so lang, als die der Cheops-Pyramide in Aegypten.
Die Pyramide von Cholula besteht aus ungebrannten, durch Kalkschichten verbun¬
denen Ziegeln. Die Indianer versicherten Herrn von Humboldt, daß das Innere derselben
hohl sei und während der Eroberung Mejikos durch Cortez einem mejikanischen Krieger¬
haufen zum Versteck gedient habe, von wo aus dieser einen Angriff auf die Spanier ge¬
macht; allein die Materialien, wovon die Pyramide erbaut ist, und das Stillschweigen
gleichzeitiger Schriftsteller machen letztere Aussage sehr zweifelhaft, wiewohl man zufällig
einige Aushöhlungen in der Masse des Gebäudes entdeckt hat. Als man vor mehreren
Jahren der Straße von Puebla nach Mejiko, die sich früher nördlich von der Pyramide
hinzog, eine andere Richtung gab und die erste Terrasse der Pyramide durchbrach, stieß
man im Innern auf ein viereckiges ausgemauertes, durch Cypressenpfeiler unterstütztes Ge¬
mach, welches zwei Leichname, Götterbilder von Basalt und schön bemalte und emaillirte
Vasen enthielt. Leider war man nicht bedacht, diese Gegenstände aufzubewahren, aber
man versichert, das in Rede stehende Gemach habe weder Eingang noch Ausgang gehabt.
Man sollte das Innere der Pyramide genau untersuchen, vielleicht würde die Mühe nicht
unbelohnt bleiben; denn iu dem Innern des berühmten Huaco von Toledo, dem Grabmal
eines peruanischen Fürsten, fand Garzi Gutierez von Toledo 1576 einen Schatz von mehr
als 5 Millionen Francs in gediegenem Golde. — Auf der Spitze der Pyramide von