Full text: Kleine vaterländische Geschichte für preußische Volksschulen

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gewonnen und verloren wurde, so das letztemal, als Napoleon abends 
seine Garden angreifen und 80 Kanonen auf einen Punkt richten ließ. 
Die Franzosen behaupteten das Schlachtfeld, aber die Nacht hindurch in 
Vierecken aufgestellt, noch in Verwirrung gebracht durch einen kühnen Reiter- 
angriff Blüchers, bei dem Napoleon fast gefangen worden wäre. Unge- 
brochenen Mutes wollte am folgenden Morgen Friedrich Wilhelm die 
Schlacht von neuem beginnen; da drängte Kaiser Alexander zum Rückzug. 
Die Verbündeten hatten, trotzdem sie zurückgingen, keine Kanone, keine 
Fahne verloren, — das gab dem Heere das Vertrauen auf die alte preußische 
Tapferkeit wieder zurück. Aber Scharnhorst, der, in der Schlacht ver- 
wundet, nach Prag ging, um Österreich für die Verbündeten zu gewinnen, 
fand dort den Heldentod. 
4) Die Verbündeten zogen sich nun hinter die Elbe zurück, stellten sich 
aber dem nach Schlesien vordringenden Napoleon nochmals entgegen bei 
Bautzen (20. und 21. Mai). Hier wurde besonders von den Preußen 
mit größtem Heldenmut gekämpft; dennoch stand die Schlacht ungünstig 
für die Verbündeten, so daß die Befehlshaber beschlossen, den Kampf ab- 
zubrechen. In guter Ordnung und ungebrochen in ihrem Mut, zog sich 
die verbündete Armee nach Schlesien zurück. 
5) Da ließ Napoleon einen Waffenstillstand anbieten: durch die 
blutigen Schlachten geschwächt, hoffte er, unterdessen seine Rüstungen zu voll- 
enden; dazu glaubte er die Verbündeten durch seine arglistige Klugheit ent- 
zweien zu können. Zehn Wochen lang hatten nun aber auch die Ver¬ 
bündeten Zeit, ihre Heere zu verstärken und sich nach Bundesgenossen um- 
zusehen. Zuerst trat England ihrem Bunde bei; ferner trat Kaiser Franz 
von Österreich auf ihre Seite, und der Kronprinz von Schweden. 
Bernadotte, ein ehemaliger Marschall Napoleons, folgte. 
ä. Stege der Verbündeten. 1) Beim Wiederausbruch der Feinde 
feligkeiten hatten sich die Verbündeten auf 530000 Mann verstärkt, denen 
nur etwa 440 000 Franzosen und Rheinbundstruppen gegenüberstanden. 
Die Verbündeten stellten drei Heere auf: 1) Die Nordarmee (150000 
Mann) stand unter dem Oberbefehl Bernadottes und war aus Schweden 
und Preußen zusammengesetzt, welch' letztere besonders von dem tapfern 
General B ü l o w geführt wurden. Sie bedrohte Napoleon von der Mark 
Brandenburg her. 2) Die schlesische Armee (100000 Mann)bestand aus 
Preußen und Russen und stand unter Blücher, der in dem kriegserfahrenen 
Gneisenau einen tüchtigen Berater hatte. 3) Die Hauptarmee 
(200000 Mann) war aus Österreichern, Russen und Preußen gebildet 
und stand unter dem Oberbefehl des österreichischen Feldmarschalls 
Schwarzenberg. Bei ihr befanden sich die verbündeten Monarchen, 
und sie hatte ihre Stellung im nördlichen Böhmen. — Als sich die Heere 
der Verbündeten in Bewegung setzten, sandte Napoleon seinen Feldmarschall 
Oudiuot [udtno] gegen Bernadotte, Macdonald gegen Blücher; er 
selbst wollte Schwarzenberg angreifen. 
2) Ohne Zaudern marschierte Oudinot auf Berlin. Da beschloß 
Bernadotte zuerst, die entscheidende Schlacht an den Sandhöhen am südlichen 
Rande von Berlin anzunehmen; dann aber entschloß er sich zum weiteren 
Rückzüge über Berlin hinaus und befahl Bülow, in dieser Richtung
	        
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