I. Das Weltgebäude.
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kommt er wieder nach 27 Tagen, 7 Stunden, 18 Minuten; 2) die Sonne aber, die indeß
um 270 Meilen der Ekliptik fortgerückt ist, holt er erst nach 29 Tagen, 12 Stunden, 14 Min.
wieder ein.
Die Lichtgestalten (Phasen), welche der Mond unsern Augen darbietet, sind die Folge
von seiner verschiedenen Stellung zur Sonne. Nachdem er gänzlich (im Neumonde, wenn
er also neu ist, d. h. zwischen Sonne und Erde steht) unsichtbar gewesen ist, erscheint uns
der Mond als eine schmale Sichel, die allmälig an Breite immer mehr zunimmt und endlich
als eine halbcrleuchtete Scheibe erscheint. Wir sagen dann, der Mond ist im ersten Viertel.
Bald darauf kommt er durch seine Bewegung mit der Sonne in Gegenschein, nämlich in
Bezug auf unsre Erde. Nun sicht man den Mond als eine ganze, lebhaft glänzende Sichel
am Himmel und wir sagen: „es ist Vollmond"; wenn er hierauf aber nun wieder blos
halb erleuchtet ist, so sagen wir: „es ist das letzte Viertel". Hierauf nimmt er wieder eine
sichelförmige Gestalt an, die immer schmäler und schmäler wird, bis sie endlich zum Neu¬
monde ganz verschwindet. Man nennt einen synodischen Monat die Zeit, welche zwischen
zwei Neumonden verfließt. Der periodische Monat ist der Zeitraum, den der Mond braucht,
um seine Bahn zu durchlaufen, und er ist etwas kürzer, als der synodische. Der Mond
hat nun eine außerordentlich dünne Atmosphäre, woraus man schließen muß, daß sich auf
ihm keine lebenden Wesen oder wenigstens nicht solche, wie auf den Planeten befinden.
Dennoch giebt es Astronomen, die eine entgegengesetzte Meinung haben und die in ihrer
Phantasie sogar Landstraßen, Festungen und andere Arbeiten der Mondsbewohner gesehen
haben wollen. Wir nehmen allerdings eine Menge Flecken, die mehr oder weniger glän¬
zen und von sehr verschiedener Gestalt sind, wahr, allein dies Alles scheinen nur Gebirge
und Thäler zu sein, wie wir aus ihren Schatten, überhaupt aus ihrer Beleuchtung wahr¬
nehmen können. Man hat sogar durch ihre Schatten und durch die spitzige oder stumpfe
Form, die sie uns zeigen, wenn die Hörner so eben erleuchtet werden, die einzelnen
Berge genau unterscheiden, ja ihre Höhe sogar messen können. Man hat aber gefunden,,
daß die Höhe dieser Berge viel bedeutender ist, als die der Berge unserer Erde; so soll
z. B. einer, der St. Katharinenberg genannt worden ist, eine senkrechte Höhe von zwei
Meilen haben. Die Mondflecken sind wahrscheinlich keine Meere, sondern Thäler und Ver¬
tiefungen. Einige sind sehr tief und der mit dem Namen Aristarch bezeichnete Fleck hat
sogar mehrere Astronomen zu der Meinung bewogen, daß der Mond an dieser Stelle durch¬
löchert sei. Merkwürdig sind die Krater, werche sich aus den Gebirgen erheben. Einer
unter ihnen ist über 9000 Fuß, ja einer sogar 9200 Fuß tief. Die Menge der Vulkane
ist außerordentlich und läßt auf ungeheure Umwälzungen schließen, welche der Mond früher
auf seiner Oberfläche erlitten hat. Schröter vermuthet, daß die größeren Krater und Ning-
gebirge alle auf einmal entstanden seien. So viel ist gewiß, daß die Gewalt des unter¬
irdischen Feuers, welche dem Monde seine jetzige zerrissene Gestalt gab, uugeheuer gewesen
sein muß. Daß aber die sogenannten Aerolithen oder Meteorsteine, welche zuweilen aus
der Luft auf die Erde fallen, ans jenen Vulkanen des Mondes kommen, möchten wir doch