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I. Das Weltgebäude.
bezweifeln. Zuweilen erscheinen Flecken am Monde, welche Erscheinungen darbieten, die
man keiner anderen Ursache, als vulkanischen Ausbrüchen zuschreiben kann. Der Mond zeigt
uns übrigens beständig die nämlichen dunkeln Flecke und folglich kehrt er uns immer eine
und dieselbe Seite zu, was auf den ersten Anblick uns wohl zu der Meinung verleiten
könnte, daß sich der Mond gar nicht um seine Are drehe. Allein wenn sich Jemand um
einen Gegenstand im Kreise herum so bewegt, daß er ihm z. B. immer sein Gesicht zukehrt,
so hat er während dieser Bewegung sein Gesicht ja auch nach allen nur möglichen Welt¬
gegenden gerichtet, sich also selbst während dieser Zeit einmal umgedreht. So macht nun
auch der Mond während seines Umlaufs um die Erde eine einmalige Umdrehung um seine
Are, und wir können gerade daher die von uns abgewandte Seite des Mondes niemals
sehen. Ganz streng ist übrigens die Behauptung, die so eben ausgesprochen, nicht zu neh-
men; denn an den Rändern bekommen wir doch abwechselnd ein Wenig von der uns ab¬
gewandten Seite zu sehen. Man nennt Dies die Schwankungen (Liberationen) des Mondes
und giebt drei Ursachen derselben an. Die erste Ursache ist, daß unser Auge zur Zeit des Auf-
rind Untergangs des Mondes um den halben Durchmesser der Erde, also 860 Meilen höher
steht, als der Mittelpunkt der Erde. Denn hat der Mond dem letzteren immer dieselbe
Seite zugekehrt,so müsseu wir beim Aus- und Untergange, wo er im Horizont steht, etwas
mehr von dem oberen Rande sehen, als zu der Zeit, wo er in oder nahe bei unserm Schei¬
telpunkte steht. Es verhält sich also hier gerade so, als wenn jemand ein fernstehendes
Haus entweder von der Ebene aus oder von der Höhe eines Berges herab betrachtet. Im
letzteren Falle muß ihm ein größerer Theil des Dackes sichtbar sein, als auf der Ebene.
Die zweite Ursache der Schwankungen des Mondes ist seine gleichförmige Arcndrehung in
Verbindung mit der ungleichförmigen Fortbewegung in seiner elliptischen Bahn. Die dritte
endlich ist die, daß die Are des Mondes nicht völlig senkrecht auf seiner Bahn steht, son¬
dern um io 29' gegen die Ebene derselben geneigt ist.
Unsere S. 15 beigegebene Abbildung zeigt die Oberfläche des vollen Mondes.
14) Besondere Phänomene am Himmel, welche in der Stellung und Deckung der
Gestirne untereinander ihren Grund haben, sind die zum Theile schon oben erwähnten
Finsternisse. Wie jeder dunkle Körper, wenn er vor dem Lichte steht, das ihn erleuchtet,
einen Schatten hinter sich wirft, der von kegelförmiger Gestalt ist, so ist das auch mit den
Planeten und Nebenplaneten, welche von der Sonne erleuchtet werden, der Fall. Da sie
alle kugelförmig sind, so wird auch ihr Schatten wie der einer Kugel sein; da aber die
Sonne größer, als jeder Planet ist, so muß auch der Schatten desselben, je weiter er rück¬
wärts von den Planeten absteht, immer kleiner an Umfang werden und sich zuletzt in eine
Spitze endigen, also kegelförmig sein-. Wäre die Sonne kleiner, als der Planet, so würde
dagegen der Schatten hinter dem Körper immer mehr an Umfang zunehmen. Die Haupt¬
planeten sind so von einander entfernt, daß nie der Schatten eines desselben den benach¬
barten Planeten erreichen kann; anders ist es dagegen mit den Monden, welche von den
Hauptplancten so wenig entfernt sind, daß sie theils in den vollen Schatten derselben kommen,