8
stein und enthalten tausende von Höhlen und Schluchten, welche
bald ehrliche Leute vor ihren Verfolgern, bald Bösewichter vor ge¬
rechter Strafe geschützt haben.
Die ältesten Bewohner des Landes waren die Kananiter, die
Nachkommen Hams von seinem Sohne Kanaan, die bei der Zer¬
streuung der Menschen das Land am Mittelmeere zu ihrem Wohn¬
sitz erwählten, während die andern Kinder Hams in das heiße
Afrika wanderten. Zn Abrahams Zeit waren die Hethiter die be¬
deutendsten unter den Nachkommen Kanaans. Sie waren ein mil¬
des, freundliches Volk und boten freiwillig dem Abraham ihre Be-
gräbnißstätten an, als ihm sein Weib gestorben war. Aber sie
blieben nicht lange das erste Volk in Kanaan. Zn der Zeit, als
die Israeliten in Ägypten waren, drängten von der Südgrenze
Kanaans die kriegerischen Amoriter an, bezwangen die Hethiter und
brachten sie soweit herunter, daß in späteren Zeiten nur noch ein¬
zelne Geschlechter, z. B. das des Urias, im Lande gefunden wur¬
den. Nachdem die Amoriter die ganze Gegend am todten Meere
unterjocht hatten, gingen sie über den Jordan, vertrieben die Am-
moniter und Moabiter aus ihren Wohnplätzen und gründeten dort
die beiden mächtigen Königreiche zu Hesbon und Basan. Zu beit
Amoritern gehörten die verschiedenen Niesengeschlechter im Lande,
welche von Moses und Josua ausgerottet wurden. Unter den
kleineren Völkerschaften zeichneten sich die Jebusiter aus, indem sie
ihre Stadt Jebus so tapfer vertheidigten, daß erst David sie ihnen
entreißen konnte.
Zu Abrahams Zeit gab es wenige Städte im Lande; denn
die Einwohner waren größtentheils Hirten, welche ihre Hütten auf¬
schlugen, wo es ihnen gefiel. Abraham zog hin und her durch
ganz Kanaan, und Loth wählte nach Gefallen den Ort aus, wo er
wohnen wollte, und niemand hat ihnen dies gewehrt. In einigen
Gegenden herrschte großes Verderben, wie das Exempel Sodoms
zeigt; aber das Volk im ganzen war noch weit entfernt, daß es
das Maß seiner Sünden voll und sich selbst zum Gerichte reif ge¬
macht hätte: noch lebte in Salem ein Priester Gottes, vor welchem
Abraham sich beugte, und zu Gerar ein König, bei welchem man
Gottesfurcht fand. Als aber 500 Jahre später die Israeliten aus
Ägypten zurückkehrten, war in Kanaan alles verändert. Das Land
war stark bevölkert und mit Städten und Burgen übersäet, aber in
ungemein kleine Herrschaften und Königreiche zerrissen, welche fort¬
während mit einander in Streit lagen. Die Gottesfurcht war aus
dem Volke gewichen und ein so greulicher Götzendienst an die