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Aus der Naturkunde.
1* Die Schönheit der Erde.
Freuet euch der schönen Erde; dem: sie ist wohl werth der
Freud! O, was hat für Herrlichkeiten unser Gott da ausgestreut!
Und doch ist sie seiner Füße reichgeschmückter Schemel nur, ist
nur eine schönbegabte wundervolle Kreatur.
Freuet euch an Mond und Sonne und den Sternen allzumal,
wie sie wandeln, wie sie leuchten über unserm Erdenthal!
Und doch sind sie nur Geschöpfe von des höchsten Gottes Hand,
hingesät auf seines Thrones weites glänzendes Gewand.
^ Wenn am Schemel seiner Füße und am Thron schon solcher
Schein: o, was muß an seinem Herzen erst für Freud und Wonne
sein!
2. Die HausLhiere.
Wenn der Bauer seinen Rundgang durch Hans und Hof
macht, um seine Wirthschaft nachzusehen, so achtet er vor allen
Dingen darauf, daß seine Pferde und Kühe, seine Schafe und
Schweine ihre Pflege haben. Korn und Heu, Wagen und Eggen
sind ihm nur Dinge, in welchen Geld steckt; aber sein Vieh ist ihm
ans Herz gewachsen; in ihm sieht er die lebendigen Geschöpfe
Gottes, die nothwendig zu seinem Hansstande gehören. Denn was
wäre er ohne Vieh? Die Hansthiere erleichtern ihm des Lebens
Mühe, bewachen ihm Haus und Hof, geben ihm Nahrung und
Kleidung. Der Nutzen der Hausthiere ist so augenfällig, daß wir
es gar nicht durchsehen können, wie ohne dieselben die Menschen
auf Erden bestehen wollten.
Man hat oft gefragt, wer wohl die nützliche Erfindung ge-
nlacht habe , die wilden Thiere zu zähmen, daß sie sich zu dein
Menschen halten und treu ihm dienen in Leid und Lust. Doch
es wird sich wohl damit also verhalten : wie kein Mensch die Ehe
und den Hausstand erfunden hat, so hat auch kein Mensch wilde
Thiere zu Hansthieren gemacht, sondern Gott hat ihm diese für
seinen Hausstand geschaffen. Allerdings giebt es wilde Thiere,
welche den zahmen nach Gestalt und Lebensweise ähnlich sind; aber
Sinn und Gemüth ist bei beiden himmelweit verschieden. Wenn
man auch bisweilen ein wildes Thier zahm gemacht hat, so hat
man es doch niemals so ändern können, daß ein Hausthier daraus
geworden, ist. , ^
Alle Hausthiere haben in ihrer Körperbeschaffenheit etwas
Geschmeidiges , Dehnsames, Nachgebendes; deshalb sind sie fä¬
hig , sich fast an jedes Klima zu gewöhnen und dem Menschen
nach Nord und Süd auf die Berge und in die Gründe zu folgen.
In ihrem Wesen und Gedeihen hängen sie ganz von ihrem Herrn
ab. Ob sie groß oder klein, stark oder schwach, folgsam oder stör¬
risch, ehrlich oder tückisch , brauchbar oder unbrauchbar werden.
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