387
hängen. Sie lebt von Mäusen und andern kleinen Thieren und versteht
auch das Schwimmen sehr gut. In einigen Gegenden wird sie in grosser
Menge angetroffen. — Die Giftschlangen stechen nicht, wie manche
Leute glauben , mit der Zunge , sondern heissen mit den Zähnen. Sie
haben an jeder Seite des Oberkiefers eine Drüse oder einen Sack , in
welchem das Gift enthalten ist. In jedem Sacke steckt ein dünner, krum¬
mer Zahn , durch welchen von der Wurzel bis in die Spitze hinein eine
feine Röhre läuft. Für gewöhnlich liegt der Zahn zurückgeschlagen,
wie die Kralle einer Katze; soll er gebraucht werden, so richtet er sich
in die Höhe. Durch das Heissen wird der Zahn in die Drüse hinab ge¬
drückt und das Gift durch die Röhre des Zahns in die Wunde gepresst.
In Mecklenburg haben wir nur eine einzige giftige Schlange, die Kreuz¬
otter, welche im gewöhnlichen Leben unter dem Namen „Adder“ bekannt
ist. Dass sie für giftig gilt, zeigt der alte Volksspruch von ihr:
Ick stek, ick stek dörch Ledder,
Un wat ick stek, dat ward nich wedder.
Von der Ringelnatter ist sie schon durch den Bau des Körpers zu unter¬
scheiden. Ihr Kopf ist hinten breit und wird durch einen dünnen Hals
vom Rumpfe geschieden. Der Schwanz ist kurz und spitzt sich rasch
zu. Das Männchen ist graulich weiss, das Weibchen zimmetbraun. Bei
jenem läuft ein schwarzes, bei diesem ein dunkelbraunes Zickzackband
über den ganzen Rücken nieder. Das Weibchen nennt man bei uns oft
Feuerotter („Füeradder“), weil man es irriger Weise für eine eigene Art
von Schlangen hält. Der Biss der Otter ist für kleine Thiere schnell
tödtlich. Menschen kommen in der Regel, zumal wenn baldige Hülfe
gesucht wird, mit einer starken Geschwulst davon. Das Aussaugen der
Wunde ist unter allen Umständen räthlich und durchaus nicht gefährlich,
wenn der Saugende nicht etwa eine Wunde am Munde hat. Denn das
Schlangengift schadet nur, wenn es ins Blut kommt. Doch soll man mit
dem Biss der Otter nicht spassen.
17. Die Fische.
Das Wasser ist durch Gottes Güte ebenso wie das feste Land und die
Luft mit lebendigen Wesen bevölkert, die sich regen und weben und fröhlich
sind in ihrer Art. Aber von dem Leben und Treiben der Meeresbewohner
wissen wir wenig. Der Mensch kann die Fische nicht wie die Landthiere
beobachten; denn er kann ihnen weder in ihr Element folgen, noch in die
Tiefe nachschauen. Wir müssen uns hier mit demjenigen begnügen, was wir
in Bädien und Flüssen und an der Oberstäche des Meeres sehen oder aus
dem Körperbau der Fische abnehmen können.
Den Fischen hat Gott das Wasser zum Wohnort angewiesen. Das;
es nicht leicht ist, in diesem Elemente sich zu bewegen, weiß jedes Kind, welches
einmal bis an die Brust ins Wasser gegangen ist. Gleichwohl schießt der
Fisch dahin, wie ein losgelassener Pfeil. Das macht: der ihm den Wohnort
angewiesen hat, der hat ihm auch eine Gestalt gegeben, die dem Elemente
angemessen ist. Der Fisch ist an beiden Enden spiß und schwillt in der Mitte
an. Wenn er sich fortbewegen will, schlägt er mit dem Schwänze rechts und
links gegen das Wasser. Dadurch schiebt er den Körper fort und giebt ihm
zugleich die Richtung, die er nehmen soll. In beiderlei Hinsicht kommen die
Flossen dem Schwänze zu Hülfe. Die naä; hinten stehenden Flossen machen
die schiebende Flääie breiter und befördern die Bewegung. Die Rückenflossen
halten, wie der Kiel eines Bootes, das Gleiäigewicht mit aufrecht, die
Bauch- und Brustflossen helfen die Richtung geben. Indem der Fisch bald
25*