Object: Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte

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ordentliche Wißbegierde und rastlose Thätigkeit. Seine herrschsüchtige 
Schwester Sophia hätte ihn gern mit Hülse der Strelitzen, oer Leibwache 
der früheren Zaren, vom Throne verdrängt. Daher schickte er sie, als 
er die Regierung antrat, in's Kloster. Er nahm viele Ausländer, be- 
sonders Deutsche, aus, richtete das Heer neu ein, dessen Kern seine Ju- 
aeudgeuossen wurden, ließ Schiffe bauen'und wandte bald auch seinen 
Blick auf die Küstenländer des schwarzen Meeres und der Ostsee. In 
einem Kriege mit den Türken eroberte er Asow, den Schlüssel zum schwarzen 
Meere. 
2. Kurze Zeit darauf verschworen sich die Strelitzen, Peter zu ermor- 
den. Wer der Plan wurde verratheu. Peter selbst erschien aus Versehen 
zu früh und allein unter den Verschworenen, aß und trank aber ruhig 
mit ihnen, bis die Wache kam, um sie gesangen zu nehmen. Nach ihrer 
Bestrafung trat der lernbegierige Zar eine große Reise ins Ausland zu 
seiner eigenen Ausbildung an. In Saardam bei Amsterdam lebte und 
arbeitete er wie ein gewöhnlicher Zimmermann und erlernte die Schiffs¬ 
baukunst. In England nahm er das Seewesen ebenfalls in Augenschein 
und äußerte, wenn er nicht russischer Zar wäre, möchte er nichts lieber 
als englischer Admiral sein. An 500 Künstler und Handwerker schickte 
er nach Rußland. Von Wien ans mußte er wegen eines neuen Auf¬ 
standes der Strelitzen in sein Reich zurückkehren. 
3. Um den Schweden die Ostseeländer zu entreißen — 
damals waren Riga, Stettin, Stralsund schwedische Handelsstädte und 
das Reich aus dem Gipfel seiner Macht — führte er, mit Dänemark 
und Polen verbunden, gegen den jungen König Karl XII. den 
nordischen Krieg (1700—1721). Aber dieser achtzehnjährige 
Kriegsheld, der einfach und mäßig wie der gemeine Soldat lebte, der ge- 
recht, tapfer und unerschrocken war, und nur durch seinen unbeugsamen 
Starrsinn unglücklich wurde, zwang schnell die Dänen zum Frieden, schlug 
mit 8000 Schweden 80,000 Russen bei Narwa in Jngermannland und 
jagte darauf den König von Polen und Kurfürsten von Sachsen, August 
oen Starken, bis nach Sachsen hinein. Diese Zeit benutzte Peter. Cr 
eroberte einen Theil der Ostseeprovinzen und gründete 1703 
Petersburg an der Newa und später Kronstadt. Endlich wandte 
sich der Schwedenkönig wieder gegen Rußland. Aber sein Zug nach der 
Ukraine schlug fehl, weil die Hülfe der Kosaken ausblieb. Bei Pul- 
tätoa in der Ukraine wurde Karl 1709 gänzlich besiegt und 
mußte zu den Türken fliehen. Er reizte sie zum Kriege, und schon 
war Peter in demselben mit seinem Heere am Pruth von den tfetnden 
eingeschlossen: da rettete ihn bte Klugheit seiner Frau Katharina, welche 
den türkischen Großvezier bnrch Geschenke bestach. Eigensinnig blieb 
Karl in Unthätigfeit bei ben Türken nnb kehrte erst nach fünfjährigem 
vergeblichen Aufenthalt in sein Reich zurück; 1718 fand er 6et ber Be¬ 
lagerung von Friedrichshall seinen Tob. ^ 
4. Peter ging als Sieger ans betn Kampfe hervor, welcher Ru߬ 
land an Schwedens Stelle brachte, und erhielt im Frieden Livland, Esch- 
land und Jngermannland. Dadurch verschaffte er seinem Reiche Schiff¬ 
ahrt, Handel und Verbindung mit dem westlichen Europa. Er nahm 
)en Kaisertitel an und machte sich auch zum Oberhaupte der russischen
	        
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