Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen sowie für landwirtschaftliche Winter- und Ackerbauschulen

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I. Vom Ackerbau. 
getreide in die Sturzfurche vom Herbst her unterbringst, oder aber 
ob du die Saatfurche erst im Frühjahr zubereitest, indem du den 
Acker frisch pflügst. Im ersteren Falle ist das Malzen nach 
der Saat, das ich in manchen Gegenden beobachtet habe, nicht 
immer rätlieh. Der ungewalzte Boden hält die Feuchtigkeit 
besser als der gewalzte, er ist auch mehr gegen Verkrustung ge- 
schũtzt, die dureh das Walzen sehr oft hervorgerufen wird, wenn 
sich starker Regen einstellt, und trockene Witterung darauf folgt. 
Saest du aber in die Frũühjahrs-Saatfurche, dann ist es meist gut, 
den Boden nach dem Eineggen der Saat noch zu walzen, weil 
dureh die Frühjahrsbearbeitung der Acker sehr gelockert wurde. 
Die allzugrofse Lockerheit des Bodens sehadet aber 
den keimenden Pflanzen. Ihren feinen Wurzelspitzen ist 
es nämlich nur dann möglich, Nahrung aus dem Boden aufzu- 
nehmen, wenn sie in inniger Berührung mit den Bodenteilchen 
stehen, von denen sie genährt werden sollen. Ist nun der Boden 
allzu locker, so sind diese zu weit voneinander entfernt, und die 
Poren des Bodens sind zu gross. Infolgedessen kommen die 
Wurzelspitzen mit zu wenig Erdteilchen in Berũhrung, sie können 
daher auch nicht genügend Nahrung aufnehmen. 
3. Für die Aussaat des Wintergetreides hatte ich dir einmal 
den Rat gegeben, den Samen unterzupflügen, aber natürlich nur 
ganz flach. Das Unterpflügen kann auf allen Bodenarten vom 
seichtesten Sand bis zum schwersten Thon geschehen und ist dem 
UIntereggen manchmal vorzuziehen. Bei dem Untereggen bleiben 
oft Körner obenauf liegen; die gehen verloren. Und gar häufig 
wird der Boden dureh das Eggen zu fein gepulvert, so dass 
keine Schollen auf dem Winterfruchtacker liegen bleiben. Das 
kann unter Umständen der Saat grossen Schaden bringen. Nicht 
selten bemerkt man im Frühjahr, dass die Wintersaaten aus dem 
Boden herausgehoben sind. Die kleinen Wurzelstöcke und die 
Saatkõrner liegen auf der Oberfläche, und an beiden sieht man 
die in ihrem obern Teile von Erde entblössten weissen Wurzeln. 
Die Blosslegung hat der Frost bewirkt. Da die Würzelehen sich 
mit einem Barte vergleichen lassen, so hat man diese Erscheinung 
in einigen Gegenden Bartfrost genannt. Ein guter Schutz gegen 
die Auswinterung der Saat sind die Ackerschollen. „Je dicker 
der Schorn (GSchollen), desto besser das Korn“, sagt ein altes 
Bauernsprichwort, und ein anderes: Wer im Herbst einen Schollen 
zersehlägt, der schlägt einen Laib Brot entzwei“. Beide beruhen 
auf einer richtigen Beobachtung. Stellt sich nämlich auf einem 
scholligen Acker über Winter der Bartfrost ein, so wird er da⸗ 
dureh wieder unschädlich gemacht, dass beim Auftauen des Bodens
	        
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