Full text: Der südteutsche Schulfreund

4 
Nächster, für welchen Christus gestorben ist, nicht durch 
deine Schuld verloren gehe. 
Thut den Menschen Alles, was ihr wollet, das sie 
euch thun sollen, aber was ihr nicht wollet, das euch die 
Leute thun, das thut auch einem Andern nicht. 
Wer nicht arbeiten will, der soll nicht essen. 
Gehe hin zur Ameise, Fauler! merke auf ihre Wege, 
und lerne Weisheit; denn ob sie schon weder Anleiter, 
noch Herren, noch Meister hat, so bereitet sie doch im 
Sommer Speise für sich, und sammelt ihre Speise in 
der Erde. 
Wenn du lange schläfst, so überfällt dich die Armuth 
wie ein Bewaffneter; willst du aber nicht faul sein, so 
wird die Armurh sich von dir entfernen. 
Die Säufer und Schwelger verarmen, und der 
Faule muß sich in Lumpen kleiden. 
Der Zorn und die Wuth sind ohne Barmherzigkeit; 
und wer wird den Ungestüm des Zornigen ertragen? 
Der Gerechte erbarmt sich auch seines Viehes; das 
Herz des Bösen aber ist unbarmherzig. 
Wer aus Muthwillen eine Taube tödtct, die ihm 
aus der Hand fraß, der ist auch im Stande eine Un¬ 
schuld zu verführen, die zu ihm floh. 
* * 
Ein unstätes, zerstreutes Herz, worin sich keine guten 
Gedanken aufhalten, ist ein Nest des Teufels. 
Alle guten Werke haben keinen Werth, wenn sie 
nicht in der Demuth gegründet, mit dem Honig der 
Liebe übergosien und zur Ehre Gottes mit reiner Ab¬ 
sicht geschehen. 
Gleichwie ans einem guten Faste Wein ein guter 
Geruch kommt, so gehen aus dem Herzen eines gott¬ 
seligen Menschen gute Gespräche und gute Werke her¬ 
vor — Gott zum Lobe und dem Nächsten zum Nuzen. 
Die Tugend macht immer freudig, die Leidenschaft 
aber erzeugt Traurigkeit. 
Wer das Laster der Begierlichkeit ablegt, rottet al¬ 
len Samen der Zwietracht aus.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.