Full text: Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg (Teil 4)

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feine Weise gehorsam sein wollen, sondern welchen wir als den Erbfeind Christi 
verdammen." 
2. Als Luther nun gar erfuhr, daß seine Schriften der Bulle gemäß in ' 
Löwen (in den Niederlanden, den Erblanden des neuen Kaisers) nnd weiter in ' 
Köln und auch in Mainz verbrannt worden seien, da war sein Entschluß gefaßt, j 
Am 10. November ließ er folgenden Anschlag am schwarzen Brett zu Wittenberg ] 
anheften: „Wer da von Eifer für die evangelische Wahrheit beseelt ist, der er- j 
scheine um 9 Uhr bei der Kirche zum heiligen Kreuz draußen vor der Stadt- ] 
rnauer; daselbst werden die gottlosen Bücher der päpstlichen Satzungen ver- 1 
brannt werden, weil die Feinde des Evangeliums sich erkühnt haben, die 1 
evangelischen Bücher Luthers ins Feuer zu werfen. Wohlan, studierende Jugend, 1 
stelle dich ein zu diesem frommen, christlichen Schauspiel!" Als die Studenten j 
das lasen, hatten sie keine Andacht für die gewöhnlichen Vorlesungen, sondern 1 
strömten in den Gaffen zusammen und zogen hinaus zum Elsterthor, ihnen * 
nach viele Bürger. Um nenn Uhr erschien Luther in Begleitung vieler j 
Professoren und Schüler, welche Bücher und Schristrollen trugen. Ein Magister < 
schichtete den Holzstoß. Luther legte mit eigener Hand die Bücher des päpst- j 
liehen Rechtes daraus, und der Magister zündete an. Wie die Flammen aus- 1 
lodern, wirft Luther mit fester Hand auch noch die Bannbulle hinein und ruft: 
„Weil du den Heiligen des Herrn (Christus) betrübt hast, so verzehre dich das . 
ewige Feuer!" Im Nu wurde die Bulle vou der Glut verzehrt, und ihre Asche \ 
wurde vom Wind verweht. Luther wartete nicht ab, bis auch die Bücher ver¬ 
brannt waren, sondern verließ mit seinen Begleitern die Feuerstätte, während , 
die Studenten das Feuer weiter schürten und noch gar manche Schrift von 
Anhängern des Papstes hineinwarfen. 
Am folgenden Tage hielt Luther seinen Zuhörern noch eine besondere ; 
Ansprache. „Daß ich die päpstlichen Gesetzbücher verbrannt habe, ist nur ein 
Kinderspiel; hoch von nöten ist aber, daß der Papst, d. h. der römische Stuhl | 
selbst mit allen seinen Lehren und Greueln verbrannt würde. Wenn ihr euch 
nicht mit ganzem Herzen lossagt vom Reich des Papstes, so könnt ihr nicht 
selig werden. Denn das Reich des Papstes ist ein Widerspruch gegen das j 
Reich Christi und gegen christliches Wesen. Wem daher seine Seele lieb ist, der 
hüte sich, daß er nicht Christum verleugne, indem er den Papstanhängern bei- j 
stimmt. Ich aber will lieber in dieser bösen Welt in Gefahr kommen, als 1 
durch Schweigen meine Seele belasten. Lange schon habe ich dem römischen | 
Hof widersprochen, jetzt verabscheue ich diese babylonische Pest von ganzem 
Herzen. Und das will ich meinen Brüdern sagen, so lange ich lebe, damit ich 
möglichst viele vor ewigem Schaden bewahre."
	        
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