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Botreffs der religiösen Prage wurde bestimmt, dab neben
dieelügisse den Katholiken sowohl die Lutheraner als auch die Calviner in
wrage. Deutschland eine rechtlich geschützte Stellung einnehmen sollten.
Zu eéiner unbedingten Gleichberechtigung der Katholischen und
protestantischen Untertanen vermochte man sieh auch im west-
falischen Frieden nicht aufzuschwingen. Noeh immer batte der
Landoôsherr in der Hauptsache das Bestimmungsrecht übor die Religion
seiner Landeskinder; doch sollto den Andersgläubigen, sofern sie
sich nicht zur Auswanderung entschließen konnten, Duldung und
zum mindesten ungestörte Hausandacht gewäbrt werden.
Die Bistümer, Abteien und sonstigen geistlichen Güter ver-
blieben im Besitze desjenigen, der sie beim Friedensschlusse gerade
inne hatte; für die Zukunft sollte jedoch das ERigentum der Katho-
liscehen Kirche nieht mehr angeétastet werden.
c) Die Nachwirkungen des Rrieges.
1. Die Verwustungen des Landes. Deutschland wurde durch
len dreißigjährigon Krieg so schwer geschädigt wie nie 2uvor.
Dies geschah nicht nur durch die ungewöhnlieh lange Dauer des
Krieges, sondern vor allem auch durch die furchtbare Art der
Criegführung. Die Heore bestanden nämlieh aus angeworbenen
ʒõldnern, die nicht zur Verteidigung ihres Vaterlandes oder ihrer
Religion in den Krieg zogen, sondern um des Soldes und der
Beute willen.
Die Rrieger hausten in Freundesland beinahe in gleicher
Weise wie in Peindesland, erlaubten sieh hier wie dort jedo
Plunderung und Brandschatzung, wodureh sie sich ihre Verpflegung
und ihren Unterhalt verschaffton. Dörfer und Städte wurden über.
fkallen und ausgeraubt, die vorgefundenen Lebensmittel wurden
aufgezehrt oder mitgeschleppt, und was nicht fortgeschafft werden
xconnte, wurde vernichtet. Das Hausgeräât wurde zertrümmert, die
Hauser selbst wurden eingeäschert und ganze Ortschaften zerstört.
Besonders aber wurde das Land dadureh ausgesogen, daß
jodes Heer von einem Troß von Soldatenweibern und Kindorn,
Marketendern und Krämorn begleitet war, deren Zabl mitunter fast
din Drittel des Heeres selbst betrug. Wäbrend sieh die Ortschaften
entvölkerten, nahm das unstete Lagerleben überhand, durch das
schließlich alle Zucht und eédlere Sitte in den deutschen Landen
antergrabon wurden (Fig. 84).
Nur die Sehweden unter Gustav Adolf machten anfunglieh
— dureh stronge Manneszueht eine rühmliehe Ausnahme. Nach dessen
Tod verfielen aber auch sie der allgemeinen Zuchtlosigkeit. Diese
erreichte ihren höchsten Grad gegen das Ende des groben Krieges