Contents: Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Teil 3)

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heim, Paderborn und Münster und mehrere Reichsstädte, mußte 
aber erfahren, daß die katholischen Westfalen der Unterordnung 
unter das protestantische Preußen widerstrebten. Bayern bekam 
neben verschiedenen Abteien und Reichsstädten z. B. die Bistümer 
Bamberg und Würzburg und dehnte damit seine Grenzen bis an 
die thüringischen Staaten aus. Württemberg wurde durch zahl¬ 
reiche schwäbische Reichsstädte abgefunden. Baden gewann für seinen 
Verlust ungefähr das achtfache, z. B. die rechtsrheinischen Gebiete 
der Bistümer Konstanz, Basel, Straßburg, Speyer und sieben 
Reichsstädte und begann damit sich auf denjenigen Umfang ab¬ 
zurunden, den es heute hat. Württemberg, Baden, wie auch Heffen- 
Kaffel trugen außerdem die Kurwürde davon. Es war natürlich, 
daß solche Zuwendungen zu Dankbarkeit gegen Napoleon ver¬ 
pflichteten. 
In den linksrheinischen Gebieten kehrte durch das französische 
Regiment eine neue Ordnung ein, die von den Einwohnern auch 
ersehnt wurde. Alte überlebte Rechtsverhältnisse mit mancherlei 
Fronen und Lasten verschwanden, und die Räuberbauden, die bei 
der früheren Buutscheckigkeit der Besitzverhältnisse ohne Mühe ihr 
unsauberes Handwerk hatten treiben können, fielen der französischen 
Polizei in die Hände. Die Bewohner waren also von dem Wechsel 
der Herrschaft zumeist recht befriedigt. 
Wenn nun auch die Aufteilung deutscher Staaten das Reich, 
soweit ein solches noch bestand, vollends vernichtete und leider 
nur im Juteresse fürstlicher Sonderbestrebungen, nicht in dem der 
Nation erfolgte, so war sie doch eine Notwendigkeit und eine Wohl¬ 
tat. Was deutschen Fürsten und Staatsmännern schwerlich ge¬ 
lungen wäre, vollbrachte Napoleon in kurzer Zeit. „Eine Riesen¬ 
masse alten Gerümpels hat er über den Haufen geworfen, ver¬ 
morschte Throne, überlebte Staatsformen, wacklig und rostig ge¬ 
wordene Staatsmafchineu. Er war der Totengräber des alten 
Europa und insbesondere der Totengräber des Heiligen Römischen 
Reiches deutscher Nation. Schon dadurch ist er wider Willen unseres 
Volkes größter Wohltäter geworden." (S ch r e ck en b a ch.) 
«!) Rheinbund und Auflösung des Reiches. 
Neuer Ländertausch erfolgte, als Napoleon 1805 nach einem 
unaufhaltsamen Siegeszuge au der Donau abwärts in der Drei¬ 
kaiserschlacht bei Austerlitz Österreich abermals niedergeworfen 
und ihm schwere Friedensbedingungen auserlegt hatte. Er wollte
	        
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