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Weißbrot, wenn beide das, was sie haben, mir-Dank gegen
Gott genießen. Auch hat wirklich jede Gegend ihr besonderes
Gutes. Die eine hat Bergbau und Erze und viel Holz; bic
andere hat Wein; die dritte hat Korn, damit eine Gegend der
andern dieß geben soll, was sie im Überflüsse hat, und von der
andern nehmen, was diese in Menge hat; und so die Menschen
das Mittheilen lernen sollen. Und wenn man den, der oben
auf den Bergen wohnt, fragt, ob er nicht hinunterziehen mag
in die Ebene, wo es viel Korn gibt, — oder den aus der
Ebene, ob er hinaufziehen möchte auf die Berge, wo es so viel
Erz gibt und gute Viehweiden, so wird meistens Keiner mögen.
Denn da, wo er geboren ist, hat er seine Bekannten und Ge¬
vattern, die ihn lieb haben; und der Mensch ist doch nur da
gern, wo andere ihn lieben und er andere lieb hat. *
G. H. v. Schubert.
165. Holsteins Gewässer.
3. Sehen wir jetzt auf die Gewässer um und in Hol¬
stein, die so bedeutenden Einfluß auf die Fruchtbarkeit des Bo¬
dens und den Betrieb der Bewohner haben. Zm Osten und
Westen die beiden Meere: Ost- und Nordsee; daher von
beiden Seiten bedeutende Schifffahrt.
Die Nord- oder Westsee hat Ebbe und Fluth; doch
beträgt der Unterschied zwischen dem höchsten und niedrigsten
Wasser an unserer Küste gewöhnlich nur 8 — 9 Fuß; bei west¬
lichen Stürmen aber kann das Wasser auch bis zu 20 Fuß und
darüber heraufsteigen, so wie es bei östlichen Stürmen auch viel
weiter zurücktritt. Der Meers gründ, der in der Ebbezeit
zum Vorschein kommt, besteht entweder aus Sand, und heißt
dann Sandbank, oder aus Schlick, vom Meere angespülter,
halbflüssiger Thonerde, und heißt dann Schlickbett. Die Sand¬
bänke sind größtentheils so fest, daß man darauf gehen und fah¬
ren kann; nur an einigen Stellen ist der Sand nachgiebig, und
wird dann Saugsand genannt. Die Schlickbette dagegen sind
meistens morastig. Diese Sandbänke und Sch lick bette,
welche bei gewöhnlicher Ebbe sichtbar werden und Watten hei¬
ßen, sind mit mehr oder weniger tiefen Rinnen durchschnitten,
die bei der Ebbe selten wasserleer werden und daher die Ein¬
fahrten zu den Häfen an unserer Westküste, — bei Büsum,