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Kunst. Anschauen macht Gedanken, Gelegenheit macht Diebe.
Die Armen helfen die Füchse fangen, die Reichen in ihren Pel¬
zen prangen. Die Augen glauben sich selbst, die Ohren andern
Leuten. Den Geschickten hält man werth, den Ungeschickten
Niemand begehrt. Gewonnen mit Schand', verschwind't
in der Hand; gewonnen mit Ehr', deß wird immer
mehr. Das Gute lobt Mancher und thut's nicht; das Böse
thut Mancher und sagt's nicht. Gut macht Übermuth,,, Armuth
macht Demuth. Gut macht Muth, Muth macht Übermuth,
Übermuth thut selten gut. Gut macht Freunde, Noth bewährt
sie. Gut verloren, unverdorben; Muth verloren, halb verdorben;
Ehre (Seele) verloren, ganz verdorben. Es steckt ihm in der
Haut, wär's im Kleide, könnte man's ausklopfen. Der Milde
gibt sich reich, der Geizhals nimmt sich arm. Gebrauchter Pflug
blinkt, stehend Wasser stinkt. Zeder Platz hat seinen Schatz;
jeder Ort seinen Hort. Priester, bete; Fürst vertrete; Bauer,
jäte! —
Dreifach ist der Schritt der Zeit: zögernd kommt die Zu¬
kunft hergezogen; pfeilschnell ist das Jetzt entflohen; ewig still
steht die Vergangenheit. Schiller.
Der Mensch kennt das Heute nur, die Kunde von Mor¬
gen hat der Herr sich vorbehalten.
Des Mannes Verstand zeigt oft eine flüchtige Stunde;
des Mannes Gemüth bewährt oft mit den Zähren sich erst.
Herder.
Wir sind auf einer Mission: zur Bildung der Erde sind
wir berufen. Novalis.
Die Wahrheit darf den Durst nach Wahrheit nicht löschen;
entflammen soll sie tief in uns den Geist des Strebens. Wieland.
Die meisten Menschen haben überhaupt gar keine Meinung,
viel weniger eine eigene, viel weniger eine geprüfte, viel weniger
vernünftige Grundsätze. Seume.
Großen Tugenden gehen große Fehler, jedem Gut sein
Übel, jedem Vortheil seine Beschwerden zur Seite. Zimm ermann.
Ein gemeinschaftliches Leben ist das Mark der Freundschaft;
Aufschluß und Theilung der Herzen, innige Freude an einander,
gemeinschaftliches Leid mit einander, Rath, Trost, Bemühung,
Hülfe für einander sind ihre Kennzeichen, ihre Süßigkeiten und
innere Belohnung. Herder.