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er nun so liederlich verschwendet hatte. Als nun endlich
sein Geld ausgezehret war, so war ihm auch die Lust zum
Arbeiten gänzlich vergangen. Er war des Lebens über-
drüßig, weil er nichts als eine erschreckliche Zukunft vor
sich sah. Mitten in seiner Verzweiflung gerteth er un¬
ter eine Bande Straßenräuber, und ward ihr Mitglied.
Diese wurden kurz darauf gefangen, und er mußte mit
ihnen die verdiente Strafe leiden, und, durch die Hände
des Scharfrichters, eines traurigen Todes sterben. —
O hätte doch dieser Elende das erste Mal der Stimme sei¬
nes Gewissens Gehör gegeben, und wäre nicht in das
Wirthshaus gegangen, wohin ihn seine Begierde lockte:
so könnte er vielleicht itzt in seiner Werkstatt ruhig sitzen,
und, in gutem Wohlstände, ein glückliches Alter erreiche
haben!
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* *
So wie es dieser Mann mit seinem Gelde machte, w
machen es leider! viele Menschen mit ihrem Leben: sie
verschwenden von demselben ein Jahr nach dem andern,
und denken immer, es werde ihnen doch noch Zeit genug
übrig bleiben, von der sie einmal einen bessern Gebrauch
machen können. Wenn euch also einmal der unselige Ge¬
danke einfallen sollte, Kinder, daß ihr einen Tag, oder
auch nur eine Stunde, muthwillig verschwenden wolltet:
o so bebt zurück vor dem Gedanken! Denkt, daß aus
Stunden Tage, aus Tagen Wochen, und aus Wochen
Jahre werden, und daß unser ganzes Leben höchstens nur
siebenzig bis achtzig Jahre dauert. Erinnert euch an die
Geschichte des Unglücklichen, die ich euch erzählt habe,
und hütet euch vor dem ersten Schritte zu einem un¬
ordentlichen Leben.
13. Utt-