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wenn der Schnee der Schweizer Berge schmilzt; der niedrigste
in den Monaten Mai und Oktober.
Sein ganzer Lauf beträgt von seinem Ursprünge an bis zum
Ausflusse seiner verschiedenen Arme in's Meer 330'/r Stunden;
von denen 83'/2 aus die Rhein-Provinz kommen. Er durch fliesn
zuerst Graubündten, bildet, nachdem er den Bodensec verlassen
hat, die Grenze zwischen dem Großherzogthum Baden und der
Schweiz, scheidet daun von Basel an, wo er sich nördlich wen¬
det, dasselbe Großherzogthum, so wie den Rheinkrcis des König¬
reichs Baiern von Frankreich. durchströmt nun das Großhcrzog-
thum Hessen und das Herzogthum Nassau, fließt von Mainz ans
westwärts, tritt in das schöne Rhcingau bis Bingen, wo er diese
Richtung wieder verläßt und nordwestwärts fließt. Unweit Bin¬
gen, wo die Nahe in ihn mündet, tritt er in die Rhein-Provinz,
wird bei Koblenz, nachdem er aus den Gebirgen herausgetreten
ist, ein preußischer Strom, durchfließt die Rgsbz. Koblenz, Köln,
Düsseldorf, bis er unterhalb Emmerich, bei Schenkenschanz, daS
preußische Gebiet verläßt und in die Niederlande strömt.
Von Basel bis Mainz wird er der Oberrhein, von
Mainz bis Köln der Mittelrhein, und von da bis zur Gränze
von Holland der Niederrhein genannt. Obgleich der Strom
bei Chur schon schiffbar ist, so wird doch die Schifffahrt auf dem¬
selben erst von Straßbnrg an regelmäßig betrieben, welche, na-
mentlich von Mainz abwärts, mannigfachen Schwierigkeiten un¬
terworfen ist. Bei Bingen verursacht nämlich der Widerstand einer
zum Theil versteckten Felsenbank, welche das Rheinbett quer
durchzieht, häufige Strudel, und besonders den, der unter dem
Namen Binger Loch, unweit des Mäusethurincs, bekannt
ist. Drusus ließ schon diese für die Schifffahrt so gefährliche
Felsenwand durchbrechen und die Durchfahrt erweitern, welche
Erweiterungen unter Karl dem Großen, Sigismund von Mainz
und in unserer Zeit, durch das Sprengen von Felsen, wei¬
ter vorgenommen wurden. Eine andere gefährliche Stelle im
Bette des Rheines, besonders bei niedrigem Wasserstande, ist die
des wilden Gefährdes unterhalb Bacharach. Die Gefahr entsteht
dadurch, dass im Thalwege eine Art Trichter mit einem sehr star¬
ken Gefälle des Wassers zwischen Felsen und Bänken von beiden
Seiten gebildet wird. Die dritte schwierige Stelle ist oberhalb
St. Goar, wo der Strudel von dem Anstoßen und Zurückprallen
des Stromes an theils sichtbaren, theils verborgenen Felsen, die
man die Bank nennt, entsteht. Die Fahrzeuge werden über die¬
selben durch einen wirbelnden Stoß mit Schnelligkeit und dumv-
fcm Getöse fortgerissen. Die frühern Basalt-Massen bei Unkel
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