Full text: Vaterlandskunde, ein geographisches-geschichtliches Handbuch, zunächst für die Bewohner der Preußischen Rhein-Provinz

dein die 1412 verliehenen Privilegien 1592 und 1603 wieder 
zugesagt wurden. Diese Unterabtheilungen wurden die geschlosse¬ 
nen Handwerke genannt, welche gleichsam Kasten bildeten, bei 
denen eS dem Sohne nicht erlaubt war, ein anderes Handwerk 
als das, welches sein Vater getrieben hatte, zu erlernen. An sse 
schließt sich noch das Kreuz- und Knopfschmiedhandwerk an, 
welches früher, so wie später 1623, 1673 und 1699 privilegirt 
wurde. Die Messermachcr erhielten 1571 ein in den Jahren 
1623 und 1637 bestätigtes Privilegium. Die Schcerenmachcr 
bildeten erst im I. 1794 etitj; Zunft. Die sämmtlichen Privilegien 
und zünftigen Einrichtungen dieser Handwerker wurden aber durch 
das franz. Dekret vom 3. März 1809- aufgehoben. Die Vortreff- 
lichkeit der Hierselbst verfertigten Klingen, Messer, Gabeln, Schec- 
ren (deren Gute und Scheuchest in neuester Zeit sehr zugenommen 
bat), wozu noch Bajonette, Ladestöcke, Lanzen, Feucrstahlc, Licht- 
scheeren re. kommen, ist bekannt. Vor Allem aber ist der gute Ruf 
der hiesigen Klingen oder der Hau- und Stechwaffen überhaupt, 
über die ganze Erde verbreitet. Fast in allen Staaten und Welt¬ 
theilen haben hiesige Kaufleute Handelökomptoire, so z. B. in Kon- 
stantinopel, in Asien und Afrika (Kairo), in Süd-Amerika (Rio- 
Ianeiro) :c. Die grüßte Masse der Klingen wird auf Kontrakte 
verfertigt, welche von den Kaufleuten mit den Kriegsministerien 
und Zeughaus-Direktionen abgeschlossen werden. Bevor der De¬ 
gen oder Säbel fertig ist, muß er durch mehrere Hände (Ham¬ 
merschmied, Klmgenschmied, Härter, Schleifer. Aetzer, Vergolder, 
Damaszirer, Scheidemacher, Gefäßmacher, Griffinacher und Mon- 
tirer oder Aufschläger) gehen; Prachtsäbel bis zu 50 und mehr 
Louisd'ors Werth werden hier gemacht. Vom Messerschmiede 
(dem der Erlschmied, bei Zuschlagmessern die innern metallenen 
Platten liefert), geht das Messer in die Hände des Schleifers, 
des Heftmachers, bis es der Neider (Fertigmacher) durch Zu- 
sammenfügung aller Theile und Anbringung etwaiger Verzierun¬ 
gen, vollendet; ihnen können noch die Verfertiger der Bände 
verschiedener Gattungen und der Beschläge zu Tischmessern und 
Gabeln zugezählt werden. Man verfertigt Tafelbestecke, wovon 
das Dutzend Paar im Preise von 12 Sgr. bis zu 40 Thlr. 
steigt, ohne daß dabei Silber angebracht wäre, Feder- und 
Zulcgmesser, oft mit Mehrern andern Werkzeugen versehen, 
werden zu dem Preise von 2 bis 3 Louiödor's gemacht. Außer¬ 
dem gcht es hier Hornwaaren- und Knopffabriken, eine 
Harnisch- so wie eine Zuckerhntformen- und Bruchbandfe¬ 
dern - Fabrik, Gclbgießereien. Diese reichen Fabriken, die 
Tuch- und Baumwollenmanufakturen, so wie die ausgezeichnete 
' 3*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.