36
Agrikultur in dem untern Wupperthale, machen es möglich, daß
auf einem so kleinen Raume, ohne bedeutende Stadt, eine solche
Menschenmenge sich ernähren kann. Der Handel auf dem Rheine
ist durch lebhaften Verkehr zwischen Solingen, Elberfeld, Bar¬
men und Holland ansehnlich. Durch den Kreis führt eine
Kunststraße von Mülheim nach Düsseldorf, so wie von ersterm
Orte durch Lennep, die Berliner Straße; eine andere von El¬
berfeld nach Köln, die sich bei Langenfeld mit der Düsseldorf-
Mühlheimer (oder holländischen Straße) verbindet. Es sind im
Kreise 9 evang. Kirchen, 14 kath. Pfarrkirchen, 9 Kapellen und
1 Synagoge, 56 öffentliche Elementarschulen und 2 Privatlehr¬
anstalten. Die Bürgermeistereien des Kreises sind: Solingen
mit 515lEinw., Dorp 5481, Höhscheid 5594, Gräfrath
3869, Wald 4026, Merscheid 4775, Richrath 4261,
Monheim 4672, Opladen 4499, Schlebusch 5321, Bur¬
sch eid 6421 und Leichlingen mit 3908 Einw.
Der Frohnhof, bei der Kirche zu Solingen, früher
Eigenthum der Abtei Altenberg, jetzt das schöne Wohnhaus der
Hr. Gebr. Küll, scheint der Anfang des Ortes Solingen, welcher
zuerst im Jahre 965 vorkommt, gewesen zu sein. In einer
Urkunde v. I. 1172 kommt ein Ritter Arnold von Solingen als
Zeuge, und in einer andern von 1227, Adolph von Solingen
vor. 1348 erlosch mit Arnold das Geschlecht der Edlen von So¬
lingen, und die Erbin Adelheid brachte diese Güter ihrem Ge¬
mahl, dem Ritter Heinrich von Oefte zu, der dieselben, Geld¬
mangels wegen, an Gerhard von Jülich verkaufte. Den 13. Dez.
1363 erwarb der Abt Pilligrin von Altenberg den Frohnhof
mit allen Gerechtsamen; das Kloster Attenberg theilte später das
Rittergut in verschiedene Theile, auf welchen in der Folge Häuser
gebaut wurden. Die hierzu gehörenden HöfeGönrath undHöh-
scheid wurden von Layenbrüdern, dann voü Pächtern bearbeitet.
Im Jahre 1374 wurde Solingen zur Stadt erhoben, und ihre
Privilegien 1560 und 1596 von den Herzogen von Berg, be¬
stätigt. 1405 wurde sie von den Kölnern belagert und erobert,
und in den 1530er und 1580er Jahren durch Feuersbrünste fast
ganz eingeäschert. In den Jahren 1581, 1614 u. m. a., zuletzt 1757
herrschten dort ansteckende Krankheiten, besonders die rothe Ruhr,
und viele Menschen starben. 1516 wurde von der Abtei Al¬
tenberg der Platz zu einer Windmühle erworben, 1658 die
kath. Gem. neu gegründet. Gegen die Mitte des 16. Jahrh,
gab es hier schon Anhänger des Protestantismus, die mit den
Aebten zu Altenberg in Zerwürfnisse geriethen. Der köln. Buch¬
drucker Joh. Soter errichtete daselbst um d. I. 1530 eine Buch-