Full text: Geographische Skizzen aus Europa

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Ruhme, den er sich durch seine Tapferkeit auf's Neue erworben und befestigt 
hatte. 
10. Entstehung des Lehenöwesens. 
Es gab bei den alten Deutschen zwei Arten der Kriegsführung. Wollten 
sie neue Wohnsitze aufsuchen oder den in ihr Land eindringendeil Feind zu¬ 
rückschlagen, so zog der Heerbann aus. Oft aber, besonders wenn lange Friede 
war, sammelte ein kühner Anführer die kriegslustigen Jünglinge um sich. 
Diese bildeten daun sein Gefolge. Sie verbanden sich ihm zu unverbrüch¬ 
licher Treue; er dagegen mutzte für Waffen, Kleidung und Nahrung sorgen. 
Für den Führer war es eine Schande, an Tapferkeit übertroffen zu werden; 
für das Gefolge war es Ehrensache, es an Tapferkeit dem Führer gleich zu 
thun. Den größten Schimpf aber luden sich jene auf, welche, den Führer 
überlebend, aus der Schlacht heimkamen. 
Solche Schaaren tapferer Waffengenossen standen einem benachbarten 
Stamme in seinen Kriegsunternehmungcn bei, oder sie machten selbst Einfälle 
in fremdes Gebiet, uni Land zu erobern, oder Beute an Sclaven und Vieh 
zu gewinnen. 
Auf diese Weise erlangten die Anführer oder Fürsten oft beträchtliche 
Besitzungen an Ländern. Davon verliehen sie dann einen großen Theil an 
ihr Gefolge, auch an Freie, die in ihre Dienste traten. Solch ein Gut hieß 
Lehen oder Feudum, d. i. Treugut, während ein unabhängiges Eigenthum 
Alod genannt wurde. Diejenigen, welche durch Lehen einem Fürsten zu Dienst 
und Treue verpflichtet waren, hießen Vasallen, was etwa so viel sagen will, 
als Gesellen. Die wichtigste Verpflichtung, welche die Vasallen übernahmen, 
war die Heeresfolge. — Diese Einrichtungen der alten Deutschen winden der 
Grund des Lehnwesens, auch Feudalwesen genannt, das sich später, als die 
Deutschen ganze Länder des römischen Reiches eroberten, zum Nachtheil der 
allgemeinen Freiheit sehr künstlich ausbildete. 
II. Aelttre deutsche Geschichte. 
11. Die Cimbern und Teutonen. 
Um das Jahr 113 vor Christi Geburt kam ein wildes, 
unbekanntes Volk von der Donau her und überschritt die Alpen. 
Pfeilschnell glitten die riesigen Gestalten auf ihren breiten Schil¬ 
dern die steilen, mit Schnee und Eis bedeckten Höhen hinab. 
Sie nannten sich Cimbern und Teutonen und verlangten von 
den Römern Land, wo sie sich niederlassen könnten. Die Römer 
verweigerten dies und schickten ihre Kriegsheere gegen die Fremd¬ 
linge. Aber die tapfern Deutschen stritten mit unbezähmbarer 
Wuth und vernichteten die größten römischen Heere. Städte und
	        
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