Full text: Geographische Skizzen aus Europa

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des hohen preußischen Königshauses. Es ist vor mehr als 800 
Jahren von einem Grafen von Zollern erbaut. Als den Ahnherrn 
des hohenzollernschen Geschlechts nennt man Thassilo, Grafen 
von Hohenzollern, der um's Jahr 8OO gelebt haben soll, und der 
sein Geschlecht von Ethiko, Herzog von Elsaß und Allemannien 
um 700 n. Ehr., ableitete. Da die spätern Burgherren öftere 
Fehde und Zerstörungszüge gegen die schwäbischen Städte unter¬ 
nahmen, so thaten sich letztere, namentlich Reutlingen, Eßlingen, 
Rottweil und Ulm, zusammen und zerstörten nach harter, zwei¬ 
jähriger Belagerung die sehr feste Burg. Kurze Zeit nachher fester 
als zuvor wieder aufgebaut, verfiel sie un Laufe der Zeit doch 
wieder. Ein Nachkomme des Thassilo war Graf Robert II., dessen 
Söhne Friedrich und Konrad die Stammherren der beiden 
Hauptlinien des Hauses Hohenzollern wurden. Der erstere erhielt 
die schwäbischen Erbgüter seines Vaters und ist Ahnherr der Für¬ 
sten von Sigmaringen und Hechingen. Konrad, der erste Burg¬ 
graf von Nürnberg, welche Burggrafschaft er erheirathete, ist 
Stammvater der preußischen Könige. Als Konrads Nachkomme 
Friedrich VI. dem Kaiser Sigismund nach und nach 400,000 Gold¬ 
gulden oder 1,200,000 Thlr. geborgt hatte, überließ ihm dieser für 
diese Summe die Mark Brandenburg erb- und eigenthümlich. Mit 
ihm kam das Haus Hohenzollern auf den brandenburgischen Thron. 
Die Burg Hohenzollern war bereits zu Ende des vorigen Jahr¬ 
hunderts ihrem gänzlichen Verfall nahe. Als aber im Sommer 
des Jahres 1823 der damalige Kronprinz von Preußen, unser hoch¬ 
seliger König Friedrich Wilhelm IV., eine Nacht auf seinem ahn¬ 
herrlichen Schlosse verweilt hatte, beschloß er, die Gebäude zu er¬ 
neuern und in wohnlichen Stand zu setzen. Dies geschah auch 
sehr bald. Dem Ganzen wurde ein hoher, steinerner Aussichts¬ 
thurm hinzugefügt, der die sich sonst wenig in die Höhe thürmen- 
den Ruinen und die noch erhaltenen Gebäude hob. Seitdem im 
Herbste 1850 der Prinz von Preußen, unser jetziger König Wil¬ 
helm I., den Grundstein und im August 1851 sein königlicher 
Bruder Friedrich Wilhelm IV. bei Entgegennahme der Huldigung 
der hohenzollernschen Unterthanen den Schlußstein zum Gewölbe 
eines neuen Außenwerkes der nunmehr wieder befestigten könig¬ 
lichen Stammburg gelegt haben, ist sie jetzt würdig und stattlich 
als herrlicher Schmuck des Reichs der königlichen Hohenzollern 
wiederhergestellt und zu einer kleinen Bergfeste umgeschaffen. 
Die Burg Hohenzollern liegt */2 Stunde von dem kleinen, 
hügeligen Städtchen Hechingen, das jetzt etwa 3600 Einwohner 
zählt und früher Residenz war, auf einem senkrecht abgeschnittenen 
Kalkfelsen, zu dem nur ein einziger Gang führt, den in früheren 
Zeiten an neun verschiedenen Absätzen eben so viele eiserne Thore 
verwahrten. Die mehrere Stock hohen Burggebäude bilden ein
	        
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