Full text: Geographische Skizzen aus Europa

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unbeschreiblichen Genuß bar, besonders wenn die Felsenpyramide 
des Traunsteins und die andern Felsengipfel umher im Abendpurpur 
glühen, oder wenn der Vollmond seinen Zauber träumerisch durch 
die Nacht streut; aber wenn er stürmt, so schlagen die Brandungen 
haushoch und zuweilen noch höher an die Felsenwände hinan, und 
diese hallen dann von dem Donner des Schlages im Sturmgeheule 
schauerlich wieder«. Westlich von hier führt das »Höllen-Gebirge« 
nach dem größeren »Kammer- oder Attersee«, der bei einer Breite 
von 7a Ml. fast 3 Ml. lang ist. Er steht mit dem oberhalb lie¬ 
genden Mondsee in Verbindung und fließt durch die Ager nach der 
Traun ab. Der »Mondsee« ist 3 Stunden lang und über */2 Stunde 
breit und erhält den Abfluß des noch höher hinauf liegenden kleinen 
»Zellersee's«. Südlich vom Mondsee liegen der »Fuschel-« und der 
»St. Wolfgangsee«. Letzterer führt auch den Namen »Abersee« 
und ist etwa 3 Stunden lang, 1 Stunde breit und an mehreren 
Stellen 100 Klaftern tief. »Kein See vereinigt so viel Zartes 
und so viel Großes in so glücklicher Harmonie in sich, als dieser. 
Herrlich ist es, zu sehen, wie im Abend- und Morgenstrahl die 
Gipfel der Alpen, welche über die nächsten bebauten und bewachsenen 
Hügel hervorragen, im Purpur glühen«. Eine Felsenwand erstreckt 
sich von S. her in den See und trägt oben eine Kapelle, die ein 
herrliches Echo besitzt. Eine vom See aus nach der Kapelle hin 
gerufene Silbe lautet 7 bis 8 Mal nach. Dort unten rufen die 
Schiffer gar oft: »Heiliger Vater Wolfgang, komme ich glücklich 
zurück? Sprich ja!« Und es antwortet lieblich: »ja ja ja ja ja 
ja ja!« An seinem Nordufer erhebt sich der durch seine herrliche 
Aussicht berühmte 5600 Fuß hohe Schafberg, der »österreichische 
Rigi« genannt. Von diesem Berge aus kann man eine Menge 
nahegelegene Alpenseen und einen großen Theil der Hauptkette der 
Alpen übersehen. Im O. liegen am Fuße des todten Gebirges 
nördlich der kleine »Almsee«, der durch die Alm nach der Traun 
abfließt, und südlich der etwa eine Stunde lange und halb so breite 
»Grundelsee«. Die wilden Zacken des »Todten Gebirges« stehen 
über den sog. »lebendigen Thälern«. Es ist dieses todte Gebirge 
vielleicht die allerausgedehnteste Hochgebirgswildniß, die es in den 
norischen Alpen giebt. Die ganze Fläche ist eine vollkommen wilde 
Hochplatte, ohne allen Pflanzenwuchs, außer einigen spärlichen 
Leckenstauden und einigen Wiesenstellen, zerrissen von wilden Fels¬ 
wänden und öden Löchern, die mit Steingeröll angefüllt sind, und 
hie und da mit kleinen Seen bedeckt, die entweder keinen oder nur 
unterirdischen Abfluß haben, ohne Quellen und Bäche. Nur am 
Rande dieses wilden Plateau's springen einige Wasserfalle von den 
Felsen herab, mit denen es ummauert ist. Man hat wegen der 
Schwierigkeit des Bodens beinahe anderthalb Tagereisen zu machen, 
um von einem Ende dieser Wüstenei bis zum andern zu gelangen. 
Weogr. Skizzen. g
	        
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