129
unbeschreiblichen Genuß bar, besonders wenn die Felsenpyramide
des Traunsteins und die andern Felsengipfel umher im Abendpurpur
glühen, oder wenn der Vollmond seinen Zauber träumerisch durch
die Nacht streut; aber wenn er stürmt, so schlagen die Brandungen
haushoch und zuweilen noch höher an die Felsenwände hinan, und
diese hallen dann von dem Donner des Schlages im Sturmgeheule
schauerlich wieder«. Westlich von hier führt das »Höllen-Gebirge«
nach dem größeren »Kammer- oder Attersee«, der bei einer Breite
von 7a Ml. fast 3 Ml. lang ist. Er steht mit dem oberhalb lie¬
genden Mondsee in Verbindung und fließt durch die Ager nach der
Traun ab. Der »Mondsee« ist 3 Stunden lang und über */2 Stunde
breit und erhält den Abfluß des noch höher hinauf liegenden kleinen
»Zellersee's«. Südlich vom Mondsee liegen der »Fuschel-« und der
»St. Wolfgangsee«. Letzterer führt auch den Namen »Abersee«
und ist etwa 3 Stunden lang, 1 Stunde breit und an mehreren
Stellen 100 Klaftern tief. »Kein See vereinigt so viel Zartes
und so viel Großes in so glücklicher Harmonie in sich, als dieser.
Herrlich ist es, zu sehen, wie im Abend- und Morgenstrahl die
Gipfel der Alpen, welche über die nächsten bebauten und bewachsenen
Hügel hervorragen, im Purpur glühen«. Eine Felsenwand erstreckt
sich von S. her in den See und trägt oben eine Kapelle, die ein
herrliches Echo besitzt. Eine vom See aus nach der Kapelle hin
gerufene Silbe lautet 7 bis 8 Mal nach. Dort unten rufen die
Schiffer gar oft: »Heiliger Vater Wolfgang, komme ich glücklich
zurück? Sprich ja!« Und es antwortet lieblich: »ja ja ja ja ja
ja ja!« An seinem Nordufer erhebt sich der durch seine herrliche
Aussicht berühmte 5600 Fuß hohe Schafberg, der »österreichische
Rigi« genannt. Von diesem Berge aus kann man eine Menge
nahegelegene Alpenseen und einen großen Theil der Hauptkette der
Alpen übersehen. Im O. liegen am Fuße des todten Gebirges
nördlich der kleine »Almsee«, der durch die Alm nach der Traun
abfließt, und südlich der etwa eine Stunde lange und halb so breite
»Grundelsee«. Die wilden Zacken des »Todten Gebirges« stehen
über den sog. »lebendigen Thälern«. Es ist dieses todte Gebirge
vielleicht die allerausgedehnteste Hochgebirgswildniß, die es in den
norischen Alpen giebt. Die ganze Fläche ist eine vollkommen wilde
Hochplatte, ohne allen Pflanzenwuchs, außer einigen spärlichen
Leckenstauden und einigen Wiesenstellen, zerrissen von wilden Fels¬
wänden und öden Löchern, die mit Steingeröll angefüllt sind, und
hie und da mit kleinen Seen bedeckt, die entweder keinen oder nur
unterirdischen Abfluß haben, ohne Quellen und Bäche. Nur am
Rande dieses wilden Plateau's springen einige Wasserfalle von den
Felsen herab, mit denen es ummauert ist. Man hat wegen der
Schwierigkeit des Bodens beinahe anderthalb Tagereisen zu machen,
um von einem Ende dieser Wüstenei bis zum andern zu gelangen.
Weogr. Skizzen. g