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Es giebt hier auf 10—12 Stunden Länge und 5—6 Stunden Breite
keine andere Ansiedelung, als die zerstreuten Hütten der Senntinnen.
Mithin könnte man sagen, daß dieses Todtengebirge, als ein blos
von jungen Mädchen bewohnter Landstrich, auf sehr angenehme
Weise belebt sei, und eigentlich das Gebirge der jungen Schäferinnen
heißen sollte. Im Ganzen giebt es auf diesem Gebirge 272 Wei¬
den, eben so viele Alpenwirthschaften und etwa 300 junge Mädchen,
denn in einigen Hütten findet man auch wohl zwei Senntinnen.
Aus dem todten Gebirge treten zwei Berge mit langen Wän¬
den und schroffen Abstürzen sehr weit hervor, der »Loser«, zur
Seite des Grundelsee's, und die »Triffelwand«. Auf der letztern
sind die 14 Alpenwirthschaften der Senntinnen von der Schober¬
wiese, und am Loser haben die 12 Senntinnen von der Breunings-
Alp ihre Hütten. Die Triffelwand ist höchst malerisch. Sie steigt
mit sehr schroffen Wänden, die rund um den länglichen Damm
herum beinahe zwei Stunden lang sind, empor. An dieser Wand
hinauf wächst überall ein kleines Gestrüpp und niedriges Krumm¬
holz, oder wie die Aelpler sagen: »Leckenstauden«. Noch eigen¬
thümlicher und schöner ist der »Loser« gestaltet. Er steigt aus der
Waldregion mit einer schroffen, kegelartigen Wand empor Dann
macht er einen Absatz, der mit Wiesen bedeckt ist, und auf diesem
grünen Absätze liegt dann wiederum mit schroffen Wänden der
Gipfel des Berges, der wie ein gewaltiger Würfel gestaltet ist.
Die Wiesen des Absatzes umziehen den Gipfel in einem schmalen,
grünen Streifen. In der Mitte des obersten Gipfels befindet sich
eine Höhle, deren gähnende Oeffnung man von unten sehen kann.*)
Die Salzbergwerke, von denen das Salzkammergut seinen Na¬
men hat, liegen bei Ischl, Hallstadt und Aussee. Der Salz¬
stock bei Hallstadt ist schon seit geraumer Zeit benutzt, während
das Bergwerk zu Ischl nur erst seit 300 Jahren betrieben wird.
Großartig sind die Anstalten, die die Sinkwerkssoole von Hallstadt
nach Ischl führen, da beide Orte zwei Meilen von einander ent¬
fernt siegen. Um ein natürliches Gefäll herzustellen, mußte die
Leitung über ein breites Thal geführt werden. Diese berühmte
Strecke führt den Namen »Gosauzwang«, hat 420 F. Länge und
ruht auf sieben 138 F. hohen Pfeilern. Nachdem der verschiedenen
Bestandtheile wegen die Soole von Hallstadt und Ischl gemengt
sind, wird ein Theil noch 4—5 Stunden weiter in das Siedewerk
zu Lambath geleitet, wodurch zugleich der weitere Vortheil erwächst,
daß das ausgebrachte Salz leicht über den Traunsee transportirt
werden kann. Ueber 800,000 Ctr. Salz gehen jährlich aus den
Siedehäfen von Hallstadt, Ischl und Lambath aus. Dieses wird
auf kaiserliche Rechnung theils im Erzherzogthum Oestreich, theils
in Mähren und Böhmen verkauft. Der Werth soll sich auf eine
Million Gulden belaufen. Man verschickt das Salz theils in Säcken,