Full text: Klasse 7 (viertes Schuljahr) (Teil 3, [Schülerband])

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Athene legte ihr Mut in das Herz, dab sie furchtlos und ruhig da— 
stand und den seltsamen Eremdling erwartete. Odysseus aber über- 
legte, ob er sich der edlen Jungfrau zu Füben werfen und schutz 
flehend ihre Knie umfassen oder von fern stehend mit beweglichen 
Worten sie bitten sollte, ihm ein Gewand zu schenken und den 
Weg zur Stadt zu zeigen. Rasch entschied er sich für das zweite 
und begann: Herrliche, wer du auch seist, Göttin oder Mädchen, 
ich flehe dich an! Höre mich! Sieh, du gleichst der erhabenen 
Artemis an Schöõnheit und Gröbe. Bist du eine Sterbliche, o, dann 
preise ich deine Eltern und Geschwister dreimal selig; innen mub 
ja das Herz vor Freude hüpfen, wenn sie dich in deiner Anmut 
einherschweben sehen. Am glücklichsten aber ist der Jüngling, der 
einst eine solche Braut heimführt. Zu erhaben scheinst du mir, als 
dab ich wagen dürfte, dir zu nahen und deine Knie bittend zu be— 
rũühren. Aber erbarm dich meiner, o Jungfrau! Ach, zu grob ist 
mein Unglück! Sieh, gestern war es 2wanzig Tage her, daß ich 
von der Insel der Nymphe Kalypso schied, und so lange trieb mich 
einsamen Mann die Meeresflut und der wütende Sturm schutzlos 
umher. Und nun warf mich mein Mißgeschick hier an den Strand. 
Weh! was wartet hier nun meiner für neues Leid? Doch ein Hoff- 
nungsstrahl fiel in mein düsteres Leben: dich, du Hohe, trat ich 
nach langen Leiden. O, erbarme dich meiner! Führe mich zu Men- 
schen, die mir ein Obdach gewähren, und gib mir ein Stück Zeug, 
dab ich meinen Körper dareinhüllen kann. Die Götter mögen dir 
dafũr lohnen und dir geben, was dein Herz begehrt, einen wackeren 
Mann und ein Haus voll Frieden und Eintracht!“ 
Nausikaa hatte der klugen Rede mit Staunen gelauscht. Jetzt 
sprach bie: „kEremdling, du scheinst kein niedriger oder törichter 
Mann zu sein. Uber dein Schicksal murre nicht; ein jeder mub 
tragen, was ihm die Götter auferlegen. Bei uns, das glaube mir, 
soll es dir weder an Kleidung noch an sonst etwas fehlen. Willst 
du wissen, wo du bist? Hier wohnen die Phäaken, ein gastfreies 
Volk, voll Mitleid gegen hilfesuchende Fremdlinge. Mein Vater 
Alkinoos ist Herrscher dieses Landes.“ Hierauf wendete sie sich 
uim und rief den furchtsamen Gespielinnen zu: Ihr Mädchen, was 
fãllt euch ein? Warum flieht ihr vor diesem Mann? Glaubt ihr, er 
nahe als Feind? Nun wahrlich, der mübßte noch geboren werden, 
der in feindlicher Absicht zu den Phäaken käme; denn geliebt von
	        
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