Full text: Geographische Skizzen aus Europa

179 
fast gar nicht um sie, thut sie nie in einen Stall, läßt sie nach 
Belieben umherschweifen und giebt ihnen nur bei hohem Schnee, 
oder wenn sie etwa arbeiten sollen, Futter. Sie fressen draußen, 
was sie finden, auch Seegewächse, welche die Wogen an den Strand 
werfen. Man läßt sie leben, so lange sie leben können, und sie 
werden nicht selten 30 Jahre alt. Wie diese Pferde, so ist auch 
das Rindvieh ziemlich klein. Die vier Viertel wiegen selten 
mehr als zwei Centner. Die Kühe sind sehr milchreich, die Ochsen 
gelehrig; beide werden erst oft 16 Jahre alt gemästet, und es 
wird viel eingesalzenes Rindfleisch in den Handel gebracht. Auch 
die Schafe sind klein, verschieden gefärbt und kurzschwänzig. Sie 
müssen Sommer und Winter im Freien bleiben und ihre Nahrung 
sich selbst suchen, fressen auch zur Zeit der Ebbe die Seegewächse. 
— Aus dem Seetang sauerm) bereitet man hier »Keip«, d. i. 
eine Art Potasche. Der Seetang wächst im Meere, an Felsen 
oder eingerammten Pfühlen festsitzend; oft schwimmt er auch frei 
umher. Viele Seetangarten sind für Menschen und Vieh genie߬ 
bar; auch gewinnt man aus ihnen Soda, Jod und Brom, oder 
braucht sie zum Düngen. So bedeckt z. B. der Sargasso-Seetang 
(k'ucua natans, L. oder Sargassum bacciferura) westlich von den 
Azoren das Meer in einer Ausdehnung von mehreren Tausend 
Quadratmeilen. Bei den Hebriden kommen besonders häufig vor 
der Knoten-, Zucker- und Finger-Seetang (IHu8 noäosus, saeella- 
rinus und digitatus, L.). Von Getreidearten bauet man besonders 
den Hafer. Aus dem Mehl desselben bäckt man kleine, harte, un¬ 
gesäuerte Fladen, die großentheils das Brot der Einwohner aus¬ 
machen. Der Bau von Hülsenfrüchten und Gemüsepflanzen ist 
nickt beträchtlich. — An Metallen liefern die Hebriden z. B. Blei, 
auch wohl Gold; ferner findet man Marmor, Thon und andere 
Mineralien. 
Betrachten wir nun zunächst die innern hebridenschen Inseln! 
Am größten ist unter diesen Skye (spr: Skei), auch Sky oder 
Skionach genannt, ganz in der Nähe des Festlandes, westlich vom 
Kl. Minsh bespült, mit vielen Bergen, darunter der 3000 F. hohe 
Cuchullin, Felsen, Seen, Morästen und Heideland. Ackerland ist 
wenig vorhanden; dagegen ist die fast 40 QMl. große Insel reich 
an Seevögeln und Fischen. Die beiden bedeutendsten Flüßchen 
sind der Kilmartin und Orf. Die 20,000 (nach A. 22,500 oder 
27,000) Einwohner sind ziemlich arm, leben meist in zerstreuten 
Wohnungen, treiben gute Viehzucht, Fischfang, Bergbau auf Mar¬ 
mor, Kalkstein, Achat und Blei, Schifffahrt und lebhaften Handel 
mit Schlachtvieh, Kelp und Häringen. In neuerer Zeit will man 
hier eine Goldmine entdeckt haben. Die an der Ostküste der Insel 
liegenden Hafenörter Broadford und Portree dienen als Verbin¬ 
dungspunkte mit dem Festlande. Durch mehrere eindringende 
12*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.