Full text: [Teil 3 = 4. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 3 = 4. Schuljahr, [Schülerband])

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3 Schõön rötlich die Kartoffeln sind 
und weiß wie Alabaster, 
verdaum sieh lieblich und geschwind 
und sind für Mann und Frau und Kind 
ein rechtes Magenpflaster. 
40. Die ersten Kartoffeln in Kolberg. Joaehĩm Nettelbeck. 
1. 
Im Jahre 1745 erhielt Kolberg aus Eriedrichs des Großen or- 
sorgender Gute ein Geschenk, das damals in Pommern noch 
vollis unbekannt war. Ein grober Frachtwagen voll Kartoffeln 
langte nämlich auf dem Markt an. Durch Trommelschlag erging in 
der Stadt und in den Vorstädten die Bekanntmachung, dab jeder 
Gartenbesitzer sich zu einer besstimmten Stunde vor dem Bathaus 
einfinden solle, da der Konig ihnen eine besondere Wohltat zugedacht 
habe. Alles geriet in sturmische Bewegung, und das um so mehr, 
je weniger man wußte, was dieses Geschent zu bedeuten habe. 
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Die Herren vom Rate zeigten nunmehr der versammelten Menge 
dièé neue Frucht vor, die hier noch nie ein menschliches Auge er 
blickt hatte. Dabei ward eine umstandliche Anweisung verlesen, 
wie diese Kartoffeln gepflanzt und bewirtschaftet, gekocut und zu. 
bereitet werden sollten. Besser ware es freilich gewesen, wenn man 
eine geschriebene oder gedruckte Belehrung gleich mit verteilt hätte; 
denn in dem Getummel achteten die wenigssten auf jene Vorlesung. 
Dagegen nahmen die guten Leute die hochgepriesenen Knollen vern 
wundert in die Hände und rochen, schmeckten und leckten daran 
Kopfschuttelnd bot sie ein Nachbar dem andern. NMan brach sie 
auseinander und warf sie den Hunden vor, die daran herumschnup 
perten und sie auch verschmähten. Nun war ihnen das Urteil ge· 
sprochen! „Die Dinger“, hieb es, „riechen nicht und schmechen 
nicht, und nicht einmal die Hunde mögen sie fressen. Was ware 
uns damit geholfen?“ Allgemein glaubte man dabei, daß sie zu 
Baumen heranwuchsen, von denen man zu seiner Zeit ähnliche 
Fruchte herabschuttle. 
Inzwischen war des Königs Wille vollzogen und seine Segens- 
8abe unter die anwesssenden Garteneigentumer nach Verhältois ret 
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