Full text: Europa's Länder und Völker

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würdige Offenheit bezaubern, ohne den Ansprüchen ihres Ge¬ 
schlechts auf Achtung im Geringsten etwas zu vergeben. 
Frankfurt am Main. 
Frankfurt am Main, eine der vier großen freien deut¬ 
schen Handelsstädte, liegt an den fruchtbaren Ufern des Mains, 
acht Stunden von seiner Vereinigung mit dem Rheine. Ehedem 
war Frankfurt eine der ansehnlichsten Reichsstädte. Ihr Ursprung 
reicht weit über die Zeiten Karls des Großen hinaus, denn 
dieser Kaiser hielt schon einen^Rcichstag zu Frankfurt, und 
hatte einen Palast in dieser Stadt. Da nun Karl der Große 
im Jahre 814 starb, so folgt, daß Frankfurt schon über 1000 
Jahre steht, und folglich eine der ältesten Städte Deutschlands ist. 
Sie hat daher auch meist enge und krumme Straßen, doch mit¬ 
unter auch schöne, breite und gerade, wie z. B. die sogenannte 
I e i l und die neu angelegten Straßen längs des Mains. Die 
Anzahl ihrer Bewohner beläuft sich auf 4.2,000. 
Schon von außen kündigt sich die Nähe der reichen und an¬ 
sehnlichen Stadt, durch fruchtbare Felder, schöne Dörfer und 
fröhliche Landleute vortheilhaft und erfreulich an; denn auch die 
Umgebungen nehmen Theil an ihrem Wohlstände. Der Bauer 
kann auf den Märkten sein Getreide, sein Gemüse, sein Obst, 
sein Vieh leicht absetzen, und Alles, was er zu verkaufen hat, 
wird ihm gut bezahlt. 
Die hohe Spitze des Doms und die rings um dieselbe sich er¬ 
hebenden andern Thürme, geben der Stadt Frankfurt von außen 
ein imponirendes Ansehen. Die ganze Umgegend ist lachend; die 
Hälfte der Gärten sind Weingärten, deren lichtgrüne Reben dop¬ 
pelt freundlich zwischen dem dunklern Grün der Obstbänme und 
der schlanken Pappeln erscheinen, und überall sieht man Lusthäu¬ 
ser und Meiereien. Das Ganze gewinnt noch ungemein an Schön¬ 
heit durch den silberhell dahin fließenden und mit Waldung um¬ 
kränzten Main. 
So gut Frankfurt von außen in die Augen fällt, so wenig an¬ 
sehnlich ist diese Stadt in ihrem Innern. Die Straßen sind, wie 
gesagt, enge und dunkel, und die Häuser nicht viel besser, als 
die in Hamburg; doch befinden sich unter denselben auch sehr viel 
schöne und merkwürdige. Der Römer oder das Rathhaus ist ein 
großes aber unregelmäßiges Gebäude, in dem das Original der 
nun außer Gebrauch gekommenen goldenen Bulle ZU sehen ist. 
Der sehr ansehnliche prächtige Tarische Palast ist der Sitz der 
deutschen Bundesversammlung; nur Schade, daß er sich in der 
Eschenheimer Straße befindet, in der er sich nicht aut ausnimmt. 
Die katholische Domkirche wurde schon im Jahre 874 gegründet. 
Sie nimmt sich von außen sehr feierlich aus, im Innern aber 
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