Einfluß des Luftdrucks auf die Temperatur des Erdinnern.
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men, kein vernünftiger Grund vorhanden seyn, die Vermehrung der un¬
terirdischen Temperatur zu läugnen. Nun ist in einem früheren Kapitel
bewiesen worden, daß die atmosphärische Luft verschiedene Dichtigkeiten
habe, die von dem Druck, dem sie unterworfen ist, und der Schwerkraft
abhängen. Da nun die Luft auf dem Meeresspiegel eine größere Dichtig¬
keit hat, als auf einem hohen Gebirge, so muß auch ihre Dichte in
einem tiefen Bergwerk größer seyn, als an der Oberfläche der Erde. Es
ist ferner bekannt, daß Körper Wärme ausströmen, wenn ihre Theile zu¬
sammengedrückt werden. Dieß erklärt einigermaßen die Erscheinung, daß
die Temperatur zunimmt, wenn die Erhebung über den Meeresspiegel ab¬
nimmt. Die vergrößerte Dichte der atmosphärischen Lust würde daher in
tiefen Gruben die Temperatur der Lust erhöhen. Und obschon sie allein
nicht hinreichend ist, um all die Resultate, welche durch die Versuche ge¬
wonnen wurden, zu erklären, so ist sie doch unserer Aufmerksamkeit werth.
Jvory hat berechnet, daß Ein Wärmegrad aus der Lust entwickelt
werde, wenn dieselbe eine Verdichtung von */ 1S0 erleide; wenn also ein
Lustkörper plötzlich um die Hälfte seines Umfangs verkleinert würde, so
würde die ausströmende Hitze 180 Grad zeigen.
Allein sowohl feste Körper als Gase entbinden Wärme, wenn sie com-
primirt werden. Ein Stück Eisen kann durch häufiges Hämmern in Roth-
glühhitze versetzt werden. Nun läßt sich leicht beweisen, daß die Dichtigkeit der
mineralischen Bestandtheile der Erde im Verhältniß zu ihrer Annäherung
an den Mittelpunkt steht, und demzufolge werden sich ihre Temperaturen
in demselben Verhältnisse befinden. Es gibt zwei entgegengesetzte Kräfte,
welche auf die Oberfläche der Erde wirken: die Centrifugalkraft und die
Schwerkraft. Die schnelle Umdrehung der Erde um ihre Are erzeugt eine
Kraft, welche jeden einzelnen Theil zwingt, seine Verbindung zu verlassen
und als ein unabhängiges Atom in den leeren Raum hinaus zu fliegen;
dieß ist die Centrifugalkraft. Allein ihre Wirkung wird durch die Schwer¬
kraft gehemmt, welche jedem einzelnen Theil ein Streben verleiht, nach
dem Mittelpunkte zu fallen, und dadurch die Trennung, die aus der unge¬
hinderten Thätigkeit der Centrifugalkraft folgen würde, unmöglich macht.
Die Wirkungen dieser beiden Kräfte sind aber nicht weniger deutlich, als
die Gesetze, welche sie regieren. Die Centrifugalkraft vermehrt sich mit
dem Abstand vom Mittelpunkt, die Schwerkraft mit der Annäherung an
denselben. Daraus folgt, daß die Dichtigkeit der Erde im Verhältniß zu
ihrer Tiefe zunimmt, und da durch Compression Hitze erzeugt wird, so
muß auch die unterirdische Temperatur mit der Tiefe zunehmen.
Wenn wir die Wahrheit der angeführten Beweisgründe und die
Folgerungen, welche sich daraus ziehen lassen, zugeben, so sind die ver-