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Ringe am Hinterleibe hervor und setzt sich da in Gestalt 
zarter Blättchen an, welche die Bienen mit den Hinter¬ 
luszen abnehmen. Dies ist dann das vollkommene Wachs, 
das jedoch nach Beschaffenheit des Samenstaubes in der 
Farbe und Güte sich ändert. Anfangs sieht es gemeinig¬ 
lich weisz aus; es wird aber mit der Zeit im Stocke im¬ 
mer brauner, weil es immer mehr vom Honig durchdrun¬ 
gen wird. 
Der Stoff des Honigs ist der süsze Saft (Nektar), der 
sich in den allermeisten Blüthen findet, auch der süsze 
Schweisz auf den Blättern verschiedener Gewächse. Zur 
Einsammlung desselben fliegen die Arbeitsbienen in den 
Mittagstunden aus, weil alsdann die Hitze diesen Saft am 
meisten hervorlockt. Sie lecken ihn mit den Rüszeln ab, 
schlucken ihn hinunter und bereiten ihn in einem besondern 
Behältnis in ihrem Leibe, das deshalb Honigmagen heiszt, 
durch Gährung oder Beimischung anderer Säfte gehörig zu. 
Wenn dieser Magen voll ist, kehren sie nach Hause zu¬ 
zück, geben den Honig durch den Mund wieder von sich 
und speien ihn in die dazu bestimmten Zellen. Die ange¬ 
füllten Zellen verschlieszen sie mit einer Wachsdecke. 
An Farbe, Geschmack und Geruch ist der Honig, nach 
Beschaffenheit der Gewächse, von welchen die Säfte ge¬ 
nommen worden, verschieden. 
86. Der Frühling. 
(Volkserheiterungen von I. L. G. Walther.) 
Ich weiß gar nicht, wie mir das Herz aufgeht, wenn ich das 
Wort „Frühling" höre. Es geht aber mir nicht allein so; 
denn im Frühjahre ist eben doch ein ganz anderes Leben, als im 
Winter, und diese zwei Nachbarn könnten sich gar nicht unähn¬ 
licher sein, als sie sind, und haben doch einerlei Vater. 
Der Frühling macht gleich ein freundliches Gesicht, wenn 
er kommt, und guckt sorgfältig in alle Winkel. Die Ar¬ 
beit, die der Winter gemacht hat, gefällt ihm gar nicht 
und er denkt bei sich: „Da muß ich ausräumen; denn so darf 
es mir nicht bleiben. Die Erde kann ja gar nicht zu sich selbst 
kommen, wenn sie von dem kalten Schnee so dick zugedeckt ist, 
und den Müßen muß ich auch wieder auf die Füße helfen. Die 
liegen ja da, als ob sie die Starrsucht hätten." Er fängt aber 
seine Sache gar nicht grob an, sondern voller Freundlichkeit, und 
bei ihm heißt es: „Ein freundliches Wort findet einen guten 
Ort." — Der Schnee kann seiner sanften Stimme gar nicht
	        
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