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und gemartert ward und mit einer Dornenkrone wieder hinaus¬
ging! -
Andres, hast Du je was Aehnliches gehört, und fallen Dir
nicht die Hände am Leibe nieder? Es ist freilich ein Geheimnis,
und wir begreifen es nicht; aber die Sache kommt von Gott und
aus dem Himmel; denn sie trägt das Siegel des Himmels und
trieft von Barmherzigkeit Gottes.
Man könnte sich für die bloße Idee wohl brandmarken und
rädern laßen, und wem es einfallen kann, zu spotten und zu
lachen, der muß verrückt sein. Wer das Herz auf der rechten
Stelle hat, der liegt im Staube und jubelt und betet an.
— Andres, was ist doch für ein Sinn in Allem, das aus
seinem Munde kommt! Es vermahnet mich damit so, wie mit
den Schachteln, wo immer eine in der andern steht.
Wie unser Herr Christus, so waren auch seine Handlungen
und Reden, in sich: Gnade und Wahrheit und ewiges Gut,
und auswendig: armes Fleisch und Blut und Knechtsgestalt.
Du fragst: welche Geschichten mir die herrlichsten dünken?
Alle, Andres, alle! ... ein jedes Wort, das aus seinem
Munde gegangen ist, eine jede Bewegung seiner Hand . . . .
seine Schuhriemen sind mir heilig. Und wer kann sich was wollen
dünken laßen?
Wenn er sagt: „Friede sei mit Euch!" so haben wir unser
ganzes Leben zu thun und werden es wohl im Himmel erst ver¬
stehen lernen, was das einzige Wort Friede in seinem Munde
heiße.
Andres, Du kannst denken, daß Alles, was ihn angehet und
was er gesagt und gethan hat, viel Sinn und Bedeutung habe,
und daß wir zu klein sind, über die Herrlichkeit der Geschichten
zu richten.
182. Sonntagsfrühe.
(Von M. v. Schenkendorf.)
0, das nenn’ ich sel’ge Stunde,
Wo man dein, o Herr, gedenkt,
Wo man mit der frohen Kunde
Von dem ew’gen Heil uns tränkt!
Neues Leben, neue Stärke,
Reiner Andacht frische Glut
Zu dem frommen Liebeswerke
Schöpf’ ich aus der Gnadenflut.
Und von göttlichen Gedanken
Einen reichen Blüthenstrausz
Trag’ich heimwärts, Gottzu danken
In dem kleinen, stillen Haus.
Gottesstille, Sonntagsfrühe.
Ruhe, die der Herr gebot!
Meine Seele, wach’ und glühe
Mit im hellen Morgenroth.
Könnt’ ich in dem Zimmer bleiben,
Wann das Volk zur Kirche wallt?
Könnt’ ich Alltagswerke treiben,
Wann der Glockenruf erschallt?
Wo die holden Worte weilen.
Die der Herr auf Erden sprach,
Laszet auch das Brot mich theilen,
Das er seinen Jüngern brach.