Full text: Erster Band, Deutschland im Allgemeinen enthaltend (Bd. 1)

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DaS Pflanzenreich. 
der Erde wurzelnd, steht in wahrhaft königlicher Pracht unter den 
übrigen Bäumen des Waldes, und ihr riesenhafter Stamm trägt' dne 
Spuren eines ntehre Jahrhunderte übertreffenden Alters. Die Bucke (Fa- 
gus sylvaticaL.) macht, nebst den Vorigen, in Verbindung mit der Biri'e 
(Betula alba L.) einen Hauptbestandtheil unserer Laubwälder aus. Ihr 
festes und hartes Holz tröstet uns für den Schnee und das Eis unseres 
Winters, und wenn der Frühling ins Land zieht, so bekleiden sich ihre 
Zweige mit dem jungen freudigen Grün, und gewähren den ans denn 
Süden durch die Sonnenhitze vertriebenen Singvögeln reichlichen Schat¬ 
ten, damit sie Nester bauen und ihre Minnelieder anstimmen mögen.. 
Was aber auch die freigebige Natur uns nicht freiwillig geben 
Mochte, oder doch in roher Fornr gab, das hat der deutsche Fleiß einge¬ 
führt, angebaut und veredelt. Wer iin Sommer durch die deutschen Saat¬ 
felder wandelt, möchte glauben, durch ein bewegtes Meer zu ziehen; Tau¬ 
sende und Tausende von schweren Aehren wogen im Wehen der Abend¬ 
lüfte und winken zur Aernte. Jedes Land und jedes Volk baut mit 
Vorliebe bald diese bald jene Getraideart an, und selbst der Mais, dieses 
eigentlich südliche Getraide, wird im südlichen Deutschland nüt Glück und 
in großer Ausdehnung angepflanzt. Zwar wuchern Apfel-, Virn- und 
Kirschbäume wild, und oft stattlich genug in unsern Mildern, aber ihre 
Früchte sind hart und meist ungenießbar; dagegen wußte der kluge Land- 
Mann durch Propfen und Verpflanzen nach imb nach ihnen so edle Früchte 
abzulocken, daß er die Orangen und Limonien Griechenlands und Sizi¬ 
liens leicht darüber vergißt, denn sein milderer Sommer erfordert auch 
keine so stark kühlende Früchte; auch darf er nicht fürchten, sich ein kaltes 
Fieber daran zu holen. Die sonnigen Hügel des südlichen Deutschlands, 
der obern Schweiz, Tirols, Oesterreichs, nub vor allem deö Neingaus 
schwellen von üppigen Neben und liefern Weine, so edel und fenrig, wie 
irgend ein Land. 
Vergleichen wir nun die eigentlich einheimischen (wilden) Pflanzen 
südlichsten Deutschlands mit denen des nördlichen, so sinden wir, daß 
Mit der Annäherung gegen Norden dit Zahl der Gattungen und Arten 
abnimmt, die Zahl der Individuen aber vielleicht in eben dem Maaße 
wächst. Besonders auffallend ist der Kontrast der Flora, wenn man den 
südlichen Abhang der Alpen mit dem nördlichen vergleicht. Während in 
den Umgebungxn von Klausen und Botzen bereits die Terebinthe (Pistacia 
Terobintlms L.), der Perückenbaum, (Rhus cotimis L.) und selbst die 
Feige wächst, und die gelbblühende Fakeldistel (Cactus Opuntia L.) mit 
ihren gegliederten Stämnten ganze Strecken sonniger Anhöhen bedeckt, 
kurz während hier alles an den üppigen Süden mahnt, stoßen wir diesseits 
der Alpenkette nur auf die bekannten Bürger der deutschen Flora. Die 
nämlichen Bemerkungen drängen sich uns bei Betrachtung der kultivirten
	        
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