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Zweites Kap. Chronologie.
hat man daS verlangte. Von dcr Sündflut zu zählen bietet wenig Vor¬
theil an, weil dabei doch die Zahlen in die Tausende steigen. Von Chr.
Geb. rückwärts dehnt sich das Gebiet der deutlicheren und reichhaltigeren Ge¬
schichte freilich zu keinem vollen Jahrtausende aus. Die Erleichterung, die
hiedurch für das Gedächtniß entsteht, läßt sich aber auch bei der Aera von
dcr Schöpfung gewinnen, wenn man in Gedanken die ersten dreitausend Jahre
abschneidet, oder sein Augenmerk und seine Reminiscenz vorzugsweise oder fast
ausschließend auf die, nach dem dritten Jahrtausend, also vom Jahr
3000 bis 3983 vorkommenden, Begebenheiten und Zahlen wirft; und sonach
blos in dem kleinen Kreis von 983 Jahren sich einheimisch zu machen braucht*).
Dabei wird dann auch die wegen der Unnatürlichkeit mühselige und verwir¬
rende rückgängige Zählung, welche die frühen Begebenheiten mit großen, und
die späten mit kleinen Jahreszahlen bezeichnet, vermieden. — Zur Erleichterung
dcr chronologischen Uebersicht mag nebenstehende Tabelle dienen.
(Siche Tabelle.)
Anmerkung 1. Bei dieser chronologischen Tafel ist man, so wie bei
der ausführlichen Geschichte, vorzugsweise den hebräischen Zeitangaben ge¬
folgt, da cs ganz unmöglich ist, die Nachrichten der Profanscribcntcn unter
sich selbst und mit jenen in Harmonie zu bringen. Auch ist durch die Ver¬
bindung dcr hebräischen Geschichte mit jener dcr benachbarten Staaten das
Daseyn dieser lezteren und gewisse Verhältnisse derselben in verschiedenen Zeit¬
punkten auf eine unbczweifelte Weise dargethan; und eben dieses sind die in¬
teressantesten Data. Die Namen der Könige, und ob z. B. Nimrod und
Bclus oder Mardokempad und Brodach re. eine und dieselbe Person seyen,
darüber mag der Welthistoriker gleichgiltig weggehen. Wo aber die hebräischen
Nachrichten uns verlassen, da müssen wir freilich nothgedrungcn zu den Prv-
fanscribenten unsere Zuflucht nehmen; und wohl auch berühmte Mythen und
Mährchcn zur Ausfüllung leerer Räume brauchen.
Anmerkung 2. Die Auswahl der Fakten für voranstehende Tafel ist
nicht immer nach dem Grade ihrer historischen Merkwürdigkeit, sondern auch
nach ihrer chronologischen Stellung geschehen, d. h. man hat gesucht, die
tauglichsten Stüzpunkte für das Gedächtniß, und dazu vorzugsweise solche Bc-
*) Auch Joh. v. Müller (sämmtl. Werke XL Theil S. 46.) verwirft die Zählung von
Chr. Geb. rückwärts.