122 Karl der Kühne von Burgund.
der Kühne war einer der reichsten Fürsten, denn die nieder^
dischen Städte waren durch Handel und Gewerbe sehr wohlhabend'
Bildung, Kunstsinn, Pracht und Glanz herrschte an seinem
Karl hätte zu seinem großen und blühenden Reiche gern den
„eines Königs von Burgund" gehabt. Er hielt deßhalb mit de^
Kaiser Friedrich III. eine Zusammenkunft in Trier und verspr^
ihm, seine einzige Tochter Maria mit des Kaisers Sohn Maximili^
zu verheirathen, falls der Kaiser ihm den Königstitel verleihe. $cl
dieser Zusammenkunft zeigte es sich, daß der Herzog reicher
als der Kaiser selbst. Denn während der Kaiser nur mit 250
Reitern in Trier seinen Einzug hielt, erschien Karl mit 8000
tern, 6000 Mann zu Fuß und einer großen Leibwache in goldg^
stickten seidenen Kleidern. Er selbst trug ein Kleid, das über idoM
Goldgulden Werth war. Der Kaiser war über diesen lieber^11 '
Karls des Kühnen so ergrimmt, daß er Abends, ohne es Karl ^
Kühnen wissen zu lassen, die Stadt verließ und ihm nicht ^
Königswürde verlieh. — Dies setzte bei Karl dem Kühnen böst-
Blut; von nun an suchte er Gelegenheit, sein Burgund auf Kßft^
des deutschen Reiches bis an den Rhein zu vergrößern. Die
legenheit hierzu bot sich ihm bald. Der Erzbischos von Köln
wegen Gewaltthätigkeit vom Papste seines Amtes entsetzt worden-
und deßhalb verweigerten ihm die drei Städte am Rhein, BoN^
Neuß und Köln, den Gehorsam. Da forderte der Vertriebes
Erzbischos den Karl den Kühnen auf, von diesen drei Städten 2W
zu nehmen. Karl der Kühne hatte nichts Eiligeres zu thun,
mit 00,000 Mann und vielem Geschütz vor die Mauern von Ne^
zu ziehen und diese Stadt zu belagern (1473). Doch fand er hier an dc'\
Bürgern von Neuß einen Widerstand, den er nicht erwartet bai^
Zehn Monate lang belagerte er die Stadt und konnte sie nicht
inen, wiewohl er 50mal seine Truppen Sturm laufen ließ.
rückte der Kaiser mit einem Heere von 50,000 Mann zum EnM
der Stadt herbei, und nun mußte Karl der Kühne nach groß^'
Verlusten die Belagerung der Stadt aufheben. —
Bald darauf wurde Karl der Kühne in neue Kriege
Er hatte den Elsaß und den Breisgau (das heutige südliche
wo Freiburg liegt), welches den Habsburger» gehörte, in Pfand ^
halten von dem Herzog Sigmund von bestreich, weil er deinsell'^
eine große Summe Geldes geliehen hatte. Diese Länder ließ 11,1
Karl der Kühne von einem ungerechten und harten Landvogt vc■ '
walten, welcher den Elsaß und Breisgan ans's Ungerechteste driw
Der Herzog Sigmund hatte aber unterdessen durch Vermittln
Frankreichs so viel Geld erhalten, daß er Dem Karl dem Kühn^