Vorrede.
XI
Buches bei derjenigen Klasse von Lesern, für welche er bestimmt ist, gefunden,
meinen Muth erhöhen? — Wohl waren die schmeichelhaften Urtheile, die
— zum Theil öffentlich — über meine Arbeit ausgesprochen wurden, für
mich erhebend und belohnend: aber sie schienen zugleich mir noch schwerere
Pflichten auszulegen: und da ich von Einigen unter ein höheres Maß, als
ich selbst bestimmt hatte (vgl. die Vorrede des ersten Bandes), gestellt, von
mir Größeres gefordert wurde, als ich zu leisten auf mich genommen; so
mußte mir noch schwieriger dünken, selbst meinen gütigen Richtern Befriedi¬
gung zu geben.
Auf der anderen Seite habe ich auch heftigen Tadel, selbst heimliche An¬
griffe von Zeloten erfahren, welche heut zu Tage noch den Wunderglauben
für das Fundament der Religion, die Vcrläugnung der Vernunft für die erste
der christlichen Pflichten halten, welche den Unterschied zwischen dem denken¬
den Publikum und dem Pöbel nicht kennen, und in ihrer Beschränktheit
nicht einsehen, daß, wenn man unhaltbare Außenwerke, statt sie nieder¬
zureißen, vertheidigen will, der Feind nur um so leichter ins Innere
dringt. Dabei konnte ich freilich gleichgiltig bleiben; die Schmähungen sol¬
cher Herren mögen wohl für Lob gelten, auch haben dieselben bereits durch
den geistvollen Herausgeber der Misccllen für die neueste Welt künde
(1813, Nr. 37) ihre Abfertigung erhalten*).
Bedenklicher möchte es in unseren Zeiten seyn, der politischen, als
der kirchlichen Kczcrci beschuldigt zu werden; und wenn meinem Buche, un¬
geachtet seiner — für Unbefangene gewiß nicht zu verkennenden — rein reli¬
giösen Tendenz das Lezte widerfuhr, sollte cs nicht auch — troz der Wärme
des Verfassers für Patriotismus, Humanität und Rechtlichkeit — das Erste
zu besorgen haben? — Allerdings unter einer Regierung, die minder er¬
leuchtet und gerecht, als diejenige wäre, unter welcher der Verfasser zu stehen
das Glück hat. Kein Schriftsteller weniger, als ein historischer mag vor
solchen Anfeindungen sicher seyn. Die Imagination des'Lesers ist immer
geschäftig, Aehnlichkeiten aufzufinden zwischen ehemals und jetzt. Man be¬
gnügt sich dann wohl mit einer oberflächlichen Uebereinstimmung der Charaktere
*) Ich habe hier— außer den mündlichen Urtheilen einiger in der Nähe schleichenden
Obskuranten — insbesondere auch eine — im Tone der alten Augsburgerkritiker geschriebene
Rezension meines Buches in „Feldcr's Literaturzeitung für katholische Religionslehrer, Lands¬
hut, Juli 1813" vor Augen's.
's Noch lebhaftere Schmähung, also noch größere Ehre, ist dem Verfasser seitdem, und in
vielfacher Wiederholung, durch die mastiaux'schc Zeitung — die getreue Fort-
sezerin der Felder'schen — widerfahren.
(Anmerkung zur zweiten Ausgabe.)