Metadata: Präparationen zur Landeskunde von Thüringen

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Säbel und Lanzen, Trommeln und Trompeten; in einem anderen Orte 
wieder werden Schaukel- und Zugpferde, Leiterwagen und Kutschen, 
Kuh- und Pferdeställe, Jagden und Schäfereien und verschiedene andere 
Tiere gefertigt, während man anderwärts Städte und Dörfer, Soldaten und 
Reiter usw. fertigt. In vielen Orten werden besonders die herrlichen Puppen für 
die Mädchen hergestellt. Hier fertigt man die P n p p e n k ö p f e und P u p p e u b ä l g e, 
dort wieder Puppenmöbel und Puppenstuben. So hat jedes Dorf seine be- 
sonderen Spielwaren und jedes Haus wieder hat feine ganz besonderen Gegenstände, 
mit deren Herstellung alle Familienglieder beschäftigt sind. Doch auch viele andere 
Gegenstände, die als Weihnachtsgeschenke unter den Christbaum gelegt werden, stammen 
aus dem Meininger und Schwarzburger Oberlande. Feine Glas- und Porzellan- 
waren, z. B. Vasen und Leuchter, Kaffee- und Teeservice, Wein- und Biergläser n. dergl., 
werden in verschiedenen Orten sKatzhütte, Wallendorf. Sckieibe u. a.) hergestellt. Auch 
Tafeln und Griffel für die Schulbuben und allerlei Wirtschaftsgeräte für 
den täglichen Gebrauch in Küche und Keller, Stall und Waschhaus, Tenne und Getreide- 
boden fertigt man. Da macht man Salz- und Mehlfässer, Quirle und Löffel, Kübel 
und Mulden u. dergl. andere Gegenstände. Die Kisten, Kasten und Schachteln, 
die zur Verpackung und Versendung all der tausenderlei Dinge nötig sind, werden 
in dem Schwarzburger Oberlande hergestellt, besonders in den Orten des oberen 
Schwarzatales. 
Sachliche Wertiefung: Was ist wohl alles notwendig, ehe die 
Puppen versandt werden können? Da müssen Beine, Arme und Gelenkteile 
geschnitzt, Bälge genäht und mit Sägespänen ausgefüllt werden. Die Köpfe, die aus 
grauweißer Pappmasse geformt werden, müssen erst tagelang in fleischfarbene Tunke getaucht 
werden, damit sie ihre Gesichtsfarbe erhalten. Tann müssen all die Puppenteile auch ge- 
trocknet werden. „Türstufeu, Fensterbretter, Gartenzäune, Häuserfronten werden mit 
Reihen fleischfarbener Köpfe und Körperteile ausgeschmückt." Die trocknen Gegenstände 
werden dann bemalt: rote Lippen und rote Bäckchen, schwarze Augenbrauen, glänzend 
lackierte Arme und Beine werden vom Maler der Puppe verliehen. Frauen nähen 
Hemdchen, stricken Strümpfe in allen Größen oder fertigen die niedlichen Schuhchen, 
während in den Buchbindereien die Pappschachteln hergestellt werden, die zur Verpackung 
der Puppen dienen. 
Warum arbeiten so verschiedene Leute an der Herstellung 
der Puppen? Durch die weitgehende Arbeitsteilung wird jedem Arbeiter immer nur 
ein und dieselbe Arbeit zugewiesen. Dadurch wird die Geschicklichkeit der Arbeiter erhöht, 
Schnelligkeit in der Herstellung bewirkt, es ist möglich, die Waren in großen Massen 
und zu billigen Preisen zu liefern. 
^ Warum arbeiten alle Familienglieder solche Spielwaren? 
Tie Arbeit ist wenig lohnend. So bekommt ein Drechsler für 1000 Posthörnchen nur 
5 Mark, also für 2 Stück 1 Pfg. Je mehr Hände also tätig sind, desto mehr wird 
verdient. Die Arbeit ist verhältnismäßig leicht, so daß Frauen und Kinder sie ganz 
gut verrichten können. — Das Rohmaterial ist fertig und braucht nur verarbeitet zu 
werden, So kann z. B. ein gewandter Junge in 5 Minuten aus den dazu gespaltenen 
Brettchen 700 Schachteldeckel ausmeißeln (Regel III, 201). 
^ W elche Gewerbe müssen die Spiel Warenindustrie unter st ützeu? 
-lic Holzschleifereien müssen den Holzstoff herstellen, aus dem die Pappmasse gewonnen 
wird; die Glasfabriken liefern die Glasaugen, in Porzellanfabriken werden die Porzellan- 
köpfe hergestellt; Buchbinder machen die Pappschachteln; die Sägewerke schneiden die 
Bretter usw.
	        
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