68
Erstes Kap. Geschichte des römischen Reiches.
zu theilen, in den Gefilden von Hadrianopel die Schlacht (378 Lei Nike)
Sie war blutig und von schrecklicher Entscheidung. Valens sah den Unter¬
gang seines Heeres und wurde getödtct. Schreckliche Verwüstung und von
beiden Seiten unmenschliche Grausamkeiten bezeichnen den folgenden Krieg.
Bis gegen Constantinopel drang der wüthende Feind; aber sein ungelehrter
Muth prallte ab von der Festigkeit der Mauern. Das flache Land erfuhr
eine schonungslose Mißhandlung.
§. 29. Theodosius 21. rettet. Sein Charakter.
Endlich wurde Rettung durch Theodosius gebracht. Der Vater des¬
selben hatte in den Kriegen Valentinian's I. in Britannien und Afrika
mit Ruhm gestritten und war zum Lohne seiner Thaten auf Anstiften treu¬
loser Minister, welche Grarian's unerfahrene Jugend täuschten, zu Karthago
enthauptet worden. Der Sohn, welcher bereits als Herzog von Mösien durch
Besiegung der Sarmateu hervorgeglänzet, theilte des Vaters Ungnade und
wurde nach seiner Heimath, Spanien, in die Dunkelheit des Privatlebens
zurückgesandt. Aber in der Stunde der Noth, als Gratian die Schreckens¬
botschaft von seines Oheims Tode vernommen, als er die Unmöglichkeit er¬
kannt hatte, hier den siegenden Gothen und oort den Teutschen allein zu
widerstehen; da ernannte der 19jährige Fürst, eingedenk der Talente des
Theodosius und dessen Tugend vertrauend, diesen edlen Verbannten zum
Mitkaiser und Augustus, und übertrug ihm mit dem Oriente die Führung
des gothischen Krieges (379).
Theodosius entsprach der Erwartung, und mit der Einsicht eines großen
Feldherrn, der selbst seinem Muthe zu gebieten weiß, wo derselbe gefährlich
würde, besiegte er die Gothen, ohne eine verderbliche Schlacht zu wagen,
durch kluges Zaudern, durch Stellungen, Verfchauzungen, Märsche und ge¬
schickte Benuzung aller Fehler eines barbarischen Feindes. Er beförderte die
Uneinigkeit der Gothen, rieb einen Theil durch den andern auf und gab dem
Ueberreste nach einem 4jährigen Kriege einen billigen Frieden (382). Der
größte Theil der Nation erhielt Wvhnsize im römischen Gebiete, wo sie zwar
als Unterthanen des Kaisers, aber doch nach eigener Sitte leben sollten;
und aus ihrer Mitte wurde ein Heer von 40,000 Mann unter dem Namen
Foederati zum beständigen Dienste des morgenländischen Reiches gebildet,
welches durch besondere Begünstigungen ausgezeichnet, durch Verbindung der