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Drittes Kap. Geschichte der Reformation.
sanfte Gemüthsart gesiegt haben, wenn er nicht bald darauf in einem, durch
den Neligionseifer der streng römisch gesinnten kleinen Kantone aufgeregten,
Bürgerkriege, als Führer des Züricher Stadtbanners, in der Schlacht wäre
kläglich gctödtct worden (11. Oktober 1331).
Das Haupt der von ihm gestifteten und in schnellen Fortschritten über
die helvetischen und rheinisch-französischen und belgischen Länder
sich ausbreitenden Kirche wurde Calvin (Joh. Chauvin) von Noyon
(geb. 1309), welcher anfangs zu Paris, dann zu Basel, Straßburg
und in mehreren anderen Orten, wohin ihn sein wechselndes Schicksal trieb,
endlich und bleibend in Genf die neue Lehre durch Wort und Schrift, Rath
und That, mit Eifer, Muth und Klugheit unermüdlich forderte, doch zugleich
durch Starrsinn, Stolz und Herrschsucht die Entzweiung ganz unheilbar
machte. Nicht nur unbeugsam und abstoßend war Calvin, sondern selbst fa¬
natisch, düster, grausam und — wie leider mehrere Reformatoren — dem
Prinzip der Reformation hohnsprechend und das Betragen ihrer Feinde recht¬
fertigend durch die empörendste eigene Unduldsamkeit. Er hatte seine Glau¬
bensgenossen gegen den König Franz I., der sie zum Feuer verdammte, in
eindringlichen Schriften (besonders in der Vorrede zu seiner institutio chris-
tianae religionis) vertheidigt, und Er Selbst ließ den in Gens nur durch¬
reisenden Michael Servet, der über die Dreieinigkeit einiges ihm Mißfäl¬
liges geschrieben hatte, greifen, und in den Flammen sterben! — Mit glei¬
chem Hohne gegen die Vernunft forderte er von den seinem Hirtcnamte Unter¬
stehenden, selbst unter Androhung bürgerlicher Strafen, die strengste
Sclbstvcrläugnung, den fleckenlosesten Wandel, und erklärte doch, die mora¬
lische Freiheit verwerfend, für den alleinigen Grund der Seligkeit oder der
Verdammniß der Menschen den unbedingten Rathschluß Gottes. Wir
möchten ihn ein „terroristisches" Haupt der kirchlichen Frciheirssrcundc
nennen.
§. 12. Politische Wirkungen der Reformation unter Fürsten,
Edlen und Bauern. Albrecht von Brandenburg. Franz von
Sickingcn. Thomas Münzer.
Aber auch im Schooße des Luthcrthums, oder doch in der näheren
Berührung desselben, traten Erscheinungen hervor, welche den Guten betrü¬
bend und der Anfeindung willkommenen Vorwand gebend waren. Die Po-